"Fall Beluga": Neues Kapitel aufgeschlagen

Niels Stolberg (Foto: Beluga)
Im Prozess um die ehemalige Bremer Reederei Beluga ist am Dienstag ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. In den Verhandlungen geht es jetzt um US-Investor Oaktree, den der damalige Beluga-Chef Niels Stolberg 2010 ins Boot geholt hatte.
In den Verhandlungen geht es jetzt um US-Investor Oaktree, den der damalige Beluga-Chef Niels Stolberg 2010 ins Boot geholt hatte. Oaktree hatte beim Einstieg bei Beluga eine Rendite von rund 30 Prozent pro Jahr erwartet. Das wäre das „Ideal-Szenario“ gewesen, sagte Oaktree-Deutschlandchef Hermann Dambach am Dienstag als Zeuge vor dem Landgericht Bremen. Als Zielrendite wurde schließlich eine Marge von 20 Prozent pro Jahr festgelegt. Oaktree engagierte sich bei Beluga mit insgesamt 175 Millionen Euro. Dabei handelte es sich vor allem um Darlehen, aber auch um den Kauf von 37,5 Prozent der Anteile für 9,5 Millionen Euro.
2011 kam das Zerwürfnis mit Stolberg, weil er Oaktree unter anderem durch Scheinumsätze fingierte Bilanzen vorgelegt hatte. Es gab zudem Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungslegung für Schiffsneubauten und Treibstofflagerung. „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das Investment nicht durchgeführt“, sagte Dambach jetzt. Aus der Sicht Stolbergs musste Oaktree aber schon früher über die Unregelmäßigkeiten informiert gewesen sein. Im Januar hatte Stolberg ausgesagt, Oaktree habe von Anfang geplant, dieses Wissen gegebenenfalls auszunutzen, um die vollständige Kontrolle über das Unternehmen zu erhalten.
Weitere Zeugeneinvernahme
Die Staatsanwaltschaft ermittelte über mehrere Jahre, bevor im Januar 2016 der Prozess gegen Stolberg und drei weitere frühere Beluga-Manager begann. Für die folgenden Prozesstage sind weitere Führungskräfte von Oaktree als Zeugen geladen, darunter Roger Iliffe, einer der Vize-Präsidenten des Unternehmens. Der Manager war kurz vor der Entlassung Stolbergs an seine Seite gestellt worden, um die Sanierung der Reederei zu beaufsichtigen.
In vorherigen Sitzungen des Prozesses ging es vor allem um den Vorwurf des Kreditbetrugs. Die damalige Beluga-Kundenbetreuerin der Bremer Landesbank hatte ausgesagt, ihr Institut sei 2008 aus der Schiffsneubaufinanzierung bei Beluga ausgestiegen. Das Wachstum sei zu schnell gewesen, Beluga habe sich erst einmal konsolidieren müssen. Die Staatsanwaltschaft wirft Stolberg Kreditbetrug in 16 Fällen vor. Er und ein anderer Ex-Manager sollen Banken bei den Investitionskosten von 20 Schiffen getäuscht haben, um höhere Kredite zu erhalten. Insgesamt sind im Prozess 56 Verhandlungstage angesetzt. fab/lni