Die Zukunft der Bremer Landesbank liegt in Hannover
Das Tauziehen um die Bremer Landesbank ist beendet. Der Mutterkonzern NordLB übernimmt die Tochter. Darauf verständigten sich die Träger am späten Mittwochabend nach sechsstündigen schwierigen Gesprächen in Bremen. Die meisten Fragen scheinen geklärt.
Wo liegt der Kaufpreis?
Für den 41-prozentigen Anteil des Bundeslandes Bremen an der BLB zahlt die NordLB insgesamt 262 Millionen Euro. Davon sind 180 Millionen Euro Geldleistungen. Die restlichen 82 Millionen Euro ergeben sich aus drei wichtigen Beteiligungen, die aus der BLB rausgelöst werden und an Bremen übergehen: Es handelt sich um die "hafensensiblen" Bremer Lagerhaus-Gesellschaft BLG und die Wohnungsgesellschaften Gewoba und Brebau.
Was passiert mit dem Führungspersonal der BLB?
Vorstandschef Stephan-Andreas Kaulvers und sein Stellvertreter Heinrich Engelken haben ihre Posten zur Verfügung gestellt. Ihre Nachfolger sollen bei einer außerordentlichen Aufsichtsratsitzung Ende September/Anfang Oktober bestimmt werden.
Bleibt der Standort Bremen erhalten?
Ja, dies soll so auch im Staatsvertrag verankert werden. Bei der BLB sind rund 1000 Mitarbeiter an den Standorten Bremen und Oldenburg beschäftigt. Es dürfte zu Stellenstreichungen kommen. In welcher Höhe und in welchen Bereichen ist noch offen. Niedersachsens Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD) hatte vor Monaten gesagt, dass wohl zehn Prozent der Stellen auf der Kippe stünden.
Wird die BLB eine 100-prozentige NordLB-Tochter?
Ja. Denn nicht nur Bremen verkauft seinen Anteil, sondern auch der dritte Träger, der Niedersächsische Sparkassen- und Giroverband (SVN), seinen knapp vierprozentigen Anteil. Nimmt man den Kaufpreis für Bremens Anteil als Maßstab, könnte der SVN mit etwa 26 Millionen Euro rechnen. Die NordLB hält derzeit bereits 54,8 Prozent an der BLB.
Müssen die Kartellbehörden gefragt werden?
Vermutlich nicht. Denn es gibt keinen neuen "Zusammenführungs-Tatbestand". Der Grund: Die NordLB war bereits Mehrheitsgesellschafter.
Warum geriet die Bremer Landesbank in Schieflage?
Mit der Ad-hoc-Meldung vom 2. Juni wurde die Schlagseite bei der BLB öffentlich. Die Europäische Zentralbank hatte von der zweitkleinsten deutschen Landesbank eine deutlich höhere Risikovorsorge für die Schiffskredite verlangt. Durch die dadurch notwendigen Rückstellungen wird bei der Bank bis Jahresende ein Fehlbetrag von 350 bis 400 Millionen Euro erwartet. Allein konnte die BLB das nicht stemmen, das chronisch klamme Haushaltsnotlageland Bremen schloss vor allem wegen beihilferechtlicher Hürden eine eigene Kapitalspritze aus. Die NordLB erklärte früh, einspringen zu wollen. Der Preis für diese Bereitschaft ist nun die Übernahme.
Was ist eigentlich so problematisch an den Schiffsfinanzierungen?
Die Krux mit dem einst lukrativen Darlehensgeschäft für Schiffsbauten begann vor Jahren mit der Schiffskrise, in deren Verlauf die Frachtraten drastisch sanken. Die Folge: Die Reeder konnten und können Zins und Tilgung nicht mehr bedienen. Die Kredite werden "faul". Die BLB und im stärkeren Umfang die NordLB sind als norddeutsche Banken traditionell stark im maritimen Feld aktiv.
Die NordLB will einen Teil ihrer faulen Schiffskredite an den US-Investor KKR Credit abgeben. Die BLB hat ihr Portfolio deutlich reduziert. Derzeit umfasst es 6,5 Milliarden Euro. Bis 2020 sollen es nur noch vier Milliarden Euro sein. Von einst 1000 Schiffen im Jahr 2008 hatte die BLB Ende Dezember 2015 noch 648 Schiffe in Fahrt. (dpa)