Bewegte Zeiten für die Handelsschifffahrt

König & Cie. vollzieht den Wandel – zur Flotte zählt der Capesize-Bulker „King Robert“, Foto: König & Cie

MPC Capital übernimmt sämtliche Anteile an Ahrenkiel Steamship, zu deren Flotte das 3398-TEU-Schiff „Stadt Köln“ gehört, Foto: Gierke

Zu den 16 von Hapag-Lloyd verkauften Einheiten zählt die 1991 gebaute „Boston Express“ mit einer Kapazität von 4639 TEU, Foto: Hasenpusch

Politik und Wirtschaft diskutieren im Vorfeld der 9. Nationalen Maritimen Konferenz, Foto: Fabarius

Foto: Hasenpusch, Die Überkapazitäten in der Bulk-Schifffahrt werden vorerst bestehen bleiben
Die Erwartungen waren hoch gesteckt. 2015 sollte für die internationale Handelsschifffahrt die Wende bringen. Zum einen erhofften sich die Akteure höhere Einnahmen durch anziehende Märkte. Zum anderen hatten sich zahlreiche Reedereien neu aufgestellt, hatten sich auf die Bedingungen des Kapitalmarkts eingelassen, um das Interesse potenzieller Investoren auf sich zu ziehen.
Die Ausgangslage schien auch nicht zu schlecht. In der Containerschifffahrt hatten sich die marktführenden Reedereien in Position gebracht, Allianzen geschmiedet, Kosten gesenkt. Hapag-Lloyd hatte soeben die Fusion mit CSAV umgesetzt und steuerte als nächstes großes Ziel den Börsengang an. Deutsche Emissionshäuser wie Lloyd Fonds und König & Cie. kündigten an, sich als Schifffahrtsunternehmen breiter aufzustellen. Die HSH Nordbank sah gute Chancen, beim Abbau problematischer Schiffskredite endlich spürbar voranzukommen und gleichzeitig das Neugeschäft anzukurbeln.
Und tatsächlich: Die Bilanzen der Schiffshäuser für das erste Quartal konnten sich sehen lassen. Reedereien wie Hapag-Lloyd drehten ins Plus. War die Trendwende erreicht? Oder handelte es sich nur um ein Strohfeuer, begünstigt vom Dollarkurs und von einmaligen Synergieeffekten? Der THB fasst das Geschehen der internationalen Handelsschifffahrt in einem zweiteiligen Jahresrückblick zusammen.
Januar
Die Oltmann Gruppe aus Leer und Doric Investment kooperieren. Doric wird die neu aufgelegten Schiffsfonds von Oltmann verwalten. Die Auslagerung der Fondsverwaltung ist für Initiatoren eine Alternative zur kostspieligen Registrierung als Kapitalverwaltungsgesellschaft, die nach der Regulierung des freien Kapitalmarkts für die Verwaltung von Neuemissionen erforderlich geworden ist.
Das Internationale Schifffahrtsbüro (IMB) meldet für 2014 weltweit 245 Piratenangriffe. Das bedeutet einen Rückgang um 44 Prozent im Vergleich zum Jahr 2011, als die Piraterie vor Somalia ihren Höhepunkt erreicht hatte. Die Zahl der Schiffsentführungen ist 2014 gegenüber dem Vorjahr von 12 auf 21 gestiegen, insbesondere aufgrund zunehmender Angriffe auf kleinere Tankschiffe vor den Küsten Südost asiens.
Mit einer neuen Firmenstruktur will sich König & Cie. für Schiffsinvestoren besser aufstellen. Den Wandel zu einer international agierenden Reederei vollzieht das Unternehmen mit den beiden US-Investoren Delos Shipping und Tennenbaum Capital Partners. Mit OSM Ship Management gründet König & Cie. ein Joint Venture, das anfänglich 15 Schiffe bereedert. Hinzu kommt die Gründung des Hanseatischen Treuhand Verbundes zusammen mit der Rickmers Gruppe. Sie dient als Plattform für die Betreuung von derzeit rund 70.000 Privatanlegern aus KG-Fonds. Außerdem geht König & Cie. eine strategische Partnerschaft mit dem isländischen Schifffahrtsunternehmen Eimskip ein.
Die HSH Nordbank will sich von problematischen Schiffsdarlehen trennen. Wolfgang Topp, Chef der-Restrukturierungssparte, kündigt für 2015 bis zu drei Transaktionen mit einem Bruttowert von 1,5 Milliarden Euro an. Die bisherige Zurückhaltung bei Kreditverkäufen begründet Topp damit, „dass unsere Markt erwartung insbesondere bei den Schüttgutfrachtern eine andere war als die der Marktteilnehmer“. Mittlerweile habe die HSH Nordbank ihr Modell modifiziert. Von ihren insgesamt 21 Milliarden Euro an Schiffskrediten stuft das Institut 9,2 Milliarden Euro als notleidend ein.
Der US-Hedgefonds Apollo stockte seine Anteile an der Reederei Baltic Trading Limited auf rund zehn Prozent auf. Zur Baltic-Flotte zählen 17 Bulker. Der Aktienkurs der Reederei hat in den vergangenen neun Monaten fast 80 Prozent verloren. Apollo hat sich auch auf dem deutschen Markt zur festen Größe entwickelt. Rickmers hatte sich den Hedgefonds für ein Joint Venture ins Boot geholt, mit dem Ziel, Containerschiffe zu kaufen.
Die Analysten von Information Handling Services (IHS) haben 2014 weltweit 1639 Seeunglücke registriert – zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Erhöhtes Gefahrenpotenzial sieht IHS in den belebten Seehandelszonen Europas, speziell in der Nordsee, wo die Zahl der Unfälle um 19 Prozent zunahm. Mit dem prognostizierten Flottenwachstum steigt die Gefahr von weiteren Unfällen. So geht IHS davon aus, dass die jährliche Zahl der Unglücke auf See weiter zunehmen wird.
Februar
Die KfW Ipex-Bank beteiligt sich an der Finanzierung von zwei Offshore-Spezialschiffen für die norwegische Siem Offshore Rederi, eine Tochtergesellschaft von Siem Offshore. Das Kreditinstitut stellt die Hälfte der Anzahlungs- und Endfinanzierung von bis zu 350 Millionen Dollar bereit. Die Laufzeit beträgt zwölf Jahre ab Übergabe der beiden Einheiten. Die Schiffe entstehen bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und sollen im Februar und im Juli 2016 abgeliefert werden.
Die HSH Nordbank platziert erstmals seit sieben Jahren einen großvolumigen Schiffspfandbrief. Der festverzinsliche Pfandbrief mit einem Volumen von rund 500 Millionen Euro läuft drei Jahre mit einem Coupon von 0,5 Prozent per anno. Die Ratingagentur Moody’s bewertet den Schiffspfandbrief mit „Baa2“ (moderate Kreditrisiken). Neben der HSH Nordbank sind Barclays, Deutsche Bank, JP Morgan und Natixis an der Transaktion beteiligt.
CMA CGM und Hamburg Süd erweitern ihre Zusammenarbeit. Zusätzlich zu den bestehenden gemeinsamen Diensten zwischen Nordeuropa und der West- und Ostküste Südamerikas bereiten die Linienreeder einen Dienst vor, der Asien, die Karibik, die US-Ostküste und Nordeuropa miteinander verbindet. Für den Transatlantik-Service ist United Arab Shipping (UASC) mit im Boot. Zwischen Hamburg Süd und UASC besteht bereits eine Kooperationsvereinbarung. Mit CMA CGM und China Shipping Container Lines schmiedete UASC ein Bündnis unter dem Namen Ocean Three.
Drewry warnt vor einer Überbauung im Tankermarkt. Nach Schätzungen des Analysehauses setzt die Öltankerflotte zu einem Höhenflug an, der seinen Zenit 2016 erreichen wird. Das jährliche Flottenwachstum werde von 0,6 Prozent im Jahr 2014 auf vier Prozent steigen. Das führe 2016 zu einem Gesamtvolumen von 371 Millionen tdw. Die Schere zwischen Verschrottungen und Ablieferungen wird in diesem Jahr deutlich auseinandergehen – zuungunsten der Verschrottungen.
Fünf der weltweit führenden Drybulk-Reedereien führen ihre Capesize-Einheiten in einem Pool zusammen. Das Bündnis besteht aus Bocimar International, der C Transport Holding, Golden Ocean, Golden Union Shipping und Star Bulk Carriers. In ihrem Joint Venture „Capesize Chartering Ltd“ wollen die fünf Unternehmen ihre Dienstleistungen miteinander verbinden. Dadurch sollen Ballastfahrten reduziert und Kosten gesenkt werden. Die Lage auf den Bulker-Märkten bleibt angespannt. Speziell für Capesizer warnt die Nord/LB vor zunehmenden Ablieferungen. Die Neubestellungen entsprechen 23,9 Prozent der bestehenden Flotte. Der Baltic Dry Index sinkt auf ein historisches Tief von 509 Punkten.
Die Commerzbank reduziert ihr Schiffsportfolio um 16 Prozent, nachdem sie sich 2014 von problematischen Schiffskrediten mit einem Volumen von insgesamt zwei Milliarden Euro getrennt hat. Im Jahr zuvor hatte das Bankhaus sein Schiffsportfolio um 4,5 Milliarden Euro reduziert.
Harper Petersen übernimmt die Vermarktung aller 21 Bulker von E.R. Schiffahrt. Zu den Schiffen zählen die acht Capesizer, die E.R. Schiffahrt selbst gehören, außerdem eine Panamax-Einheit und zwölf Carrier der Supramax-Klasse. Die Supramaxe fahren überwiegend für Schiffsfonds von Nordcapital.
Hamburg Süd besiegelt die Übernahme des Container-Liniengeschäfts von Compañía Chilena de Navegación Interoceánica (CCNI). Die Vereinbarung umfasst auch die zugehörigen Agenturaktivitäten von Agunsa Agencias Universales.
Die Zahl der Schiffe unter deutscher Flagge ist 2014 auf 368 Einheiten gesunken, teilt die Bundesregierung mit. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um sieben Prozent. Seit 2010, als laut Verband Deutscher Reeder 624 Frachter unter deutscher Flagge fuhren, ist die Zahl stark rückläufig. Die Ausflaggungsanträge nahmen von 553 im Jahr 2000 auf 1819 im Jahr 2012 zu. Derweil steigt in Deutschland die Zahl arbeitssuchender Seeleute im vierten Jahr in Folge.
Moeller-Maersk meldet für 2014 einen Gewinn von 5,2 Milliarden Dollar. Das sind 37 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Maersk Line steuert 2,9 Milliarden Euro zum Gewinn 2014 bei, das ist ein Drittel mehr als im Vorjahr. Das Transportvolumen fiel höher aus als erwartet. Zudem haben sich die Kosten pro Einheit ebenso reduziert wie die Bunkerpreise. Dadurch ließen sich die gesunkenen Frachtraten mehr als kompensieren.
Die Reederei Ahrenkiel Steamship erweitert ihre Flotte um acht Containerschiffe, deren Finanzierungen bislang in der Abbau-Abteilung der HSH Nordbank lagen. Das Portfolio umfasst vier 4300-TEU-Frachter, dazu vier Feederschiffe. Für die Ablösung der Finanzierung bei der HSH Nordbank steuern institutionelle Investoren den Großteil des frischen Eigenkapitals bei. Ahren kiel Steamship ist als Ko-Investor und Vertragsreeder für die Flotte an der Transaktion beteiligt.
Die Berenberg Bank kündigt an, in den kommenden Jahren eine Milliarde Euro für die Finanzierung von Schiffen aufzubringen. Das Geld soll von Dritten kommen. Als interessierte professionelle Investoren kommen insbesondere Versicherungen und Pensionsfonds infrage. In einem ersten Schritt will Berenberg noch im Laufe dieses Halbjahres ein Portfolio mit einem Volumen von 100 Millionen Euro auflegen.
Die Rickmers Gruppe einigt sich mit ihren wesentlichen Kreditgebern auf eine grundsätzliche Neuordnung laufender Bankdarlehen. Das Gesamtvolumen der Darlehen beläuft sich auf 1,28 Milliarden Euro. Die Laufzeit endet nunmehr im Jahr 2018. Entscheidende Neuerung: Die „Investitionsbeschränkungsklausel“ wurde aus den Darlehensverträgen gestrichen. Diese Klausel hatte die Reederei bislang daran gehindert, mehr als zehn Millionen Dollar pro Jahr zu investieren. Zudem hat sich für Rickmers die Zahl der Hausbanken von zwölf auf sieben fast halbiert.
Die britische Reederei Blenheim Shipping verkauft ihre komplette Bulker-Flotte. Die vier Postpanamaxe und zwei Panamax-Einheiten wechseln auf Initiative der finanzierenden Banken für insgesamt 74 Millionen Dollar den Besitzer.
März
MPC Capital übernimmt sämtliche Anteile an der Reederei Ahrenkiel Steamship. Im April 2014 hatte die MPC Holding, größter Anteilseigner der MPC Capital AG, die Reedereiaktivitäten von C.F. Ahrenkiel, MPC Steamship und Thien & Heyenga zur Ahrenkiel Steamship verschmolzen. Die Befrachtung der Flotte erfolgt in Zusammenarbeit mit der Schwestergesellschaft Contchart. In einem weiteren Schritt bringen nun die MPC Holding und Thien & Heyenga ihre Anteile an der Ahrenkiel Steamship und der Contchart in die MPC Capital AG ein. Auch Lloyd Fonds stellt sich neu auf. In einem ersten Schritt will das Unternehmen elf Schiffe aus selbst ini ti ier ten Fonds übernehmen. Doch dafür müssten erst noch die Anleger der Fonds zustimmen.
Die HSH Nordbank hat Reederei-Kunden nach ihren Ambitionen in Asien befragt. Das Ergebnis: Knapp 60 Prozent der Teilnehmer, die nicht aus Asien kommen, sind bereits mit eigenen Standorten in Asien vertreten. Zwei Drittel von ihnen haben dort schon eine Tochtergesellschaft gegründet. Ein Grund: die Erschließung neuer Geldquellen.
Die Reederei Offen denkt über einen Gang an die New Yorker Börse nach. Es wäre der erste IPO eines deutschen Schifffahrtsunternehmens an der Wall Street. Finanzierungen über das KG-Modell, wie sie Offen im vergangenen Jahrzehnt im großen Stil umsetzte, sind heute kaum noch möglich. Zum einen halten sich Privatanleger zurück, zum anderen konzentriert sich die Hamburger Reederei auf die Super-Postpanamaxe. Diese Klasse erfordert wesentlich höhere Kapitalvolumina als die Neuerwerbungen des vergangenen Jahrzehnts, die Offen insbesondere über Fonds in Kooperation mit MPC finanzierte.
Hapag-Lloyd trennt sich von 16 älteren Containerschiffen – zum einen, um die Flotte zu verjüngen, zum anderen als Folge der Übernahme der chilenischen Reederei CSAV. Die Abgänge der für Hapag-Lloyd unrentablen Einheiten wollen die Hamburger verschrotten. Doch es finden sich noch Käufer, die deutlich mehr als den Schrottpreis zahlen. So bleiben die meisten Schiffe im Markt. Zu den Erwerbern zählen Investoren von König & Cie.
Daebo International Shipping ist insolvent. Die koreanische Bulker-Reederei stellt in New York einen Antrag auf Gläubigerschutz. Einen entsprechenden Schritt hatten die Asiaten zuvor bereits vor dem Seoul Central District Court vollzogen. Erinnerungen werden wach an vorherige Insolvenzen asiatischer Häuser aus der Bulk-Schifffahrt. 2011 stellte sich Korea Line unter Gläubigerschutz. 2012 wurde die japanische Sanko Steamship insolvent. Ein Jahr später erwischte es die koreanische Linienreederei STX Pan Ocean. In allen Fällen waren auch deutsche KG-Anleger betroffen.
CMA CGM vereinbart mit der koreanischen Werft Hyundai Heavy Industries den Bau von drei 20.500-TEU-Containerschiffen. Kurz zuvor hatte MOL als erste Reederei einen Frachter jenseits der 20.000-TEU-Marke bestellt. Versicherungen wie die Allianz stehen dem Drang nach Größe kritisch gegenüber. Größere Schiffe bedeuten auch potenziell größere Schäden, so die Warnung. Die Branche sollte sich für die Zukunft auf Großschäden von mehr als einer Milliarde Dollar einstellen. Nach einer Kapazitätssteigerung von mehr als 80 Prozent innerhalb von zehn Jahren sei das Risikomanagement neu auszurichten.
Rickmers kehrt ins Bulker-Geschäft zurück. Die Reederei übernimmt das technische Management für sieben Supramax-Bulker. Die Frachter fahren in weltweiter Trampschifffahrt. Die Flotte der Rickmers Gruppe besteht überwiegend aus Containerschiffen. Hinzu kommen Mehrzweckfrachter und Autotransporter.
Hapag-Lloyd meldet für 2014 einen Konzernverlust von 604 Millionen Euro. 2013 stand ein Minus von 97 Millionen Euro in den Büchern. Die Reederei begründet den Einbruch vor allem mit den Kosten für die Übernahme und Integration der CSAV-Containerschifffahrtsaktivitäten und einer Wertminderung auf ein Portfolio alter Schiffe.
Die Tanker-Reederei Stolt-Nielsen platziert 141 Millionen Dollar über eine Anleihe. Angesetzt waren 90 Millionen Dollar. Der Bond läuft fünf Jahre und ist mit einem Coupon auf Basis von 3M Nibor plus 4,1 Prozent ausgestattet. Kurz zuvor hatte Stolt-Nielsen eine Privatplatzierung über 250 Millionen Dollar mit US-Investor American International Group (AIG) abgeschlossen. Die Laufzeit beträgt zehn Jahre.
Maersk Line startet ein Investitionsprogramm. Die Reederei will in den kommenden fünf Jahren 15 Milliarden Dollar für Neubauten, Umrüstungen bestehender Schiffe, Container und weitere Ausstattung ausgeben. In einem ersten Schritt bestellt der dänische Konzern bei der chinesischen Cosco Werft in Zhoushan sieben 3600-TEU-Containerschiffe mit Eisklasse.
CMA CGM teilt mit, 2014 einen Nettogewinn von 583 Millionen Dollar erwirtschaftet zu haben. Das sind 43 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch die Flotte wächst: 2014 erhöhte sich Zahl der Schiffe von 428 um vier Prozent auf 445 Einheiten.
April
Die HSH Nordbank hat 2014 noch einmal kräftig Vorsorge für drohende Kreditausfälle in der Schiffsfinanzierung leisten müssen. Die Altlasten der Landesbank sind „immer noch substantiell“ und zu 76 Prozent auf pro blematische Schiffsdarlehen zurückzuführen, teilt der Vorstandsvorsitzende Constantin von Oesterreich bei der Präsentation der Bilanz 2014 mit. Das Neugeschäft in der Schiffssparte steigerte HSH 2014 im Vergleich zum Vorjahr von 0,9 auf 1,5 Milliarden Euro. Zwei Drittel davon entfallen auf das internationale Geschäft.
Die Rickmers Reederei beauftragt die koreanische Werft STX mit dem Bau von drei 9300-TEU-Containerschiffen. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf insgesamt 260 Millionen Dollar. Zwei Frachter stehen bereits innerhalb der nächsten sechs Monate zu Auslieferung an. Ein drittes Schiff ist für Februar 2016 vorgesehen. Alle drei Einheiten sind an CMA CGM verchartert.
Die Lloyd Fonds AG kann ihre geplante Neuausrichtung nicht wie gewünscht umsetzen. Nur eine von elf betroffenen Gesellschaften stimmte mit der erforderlichen Mehrheit von 75 Prozent zu, ihr KG-Schiff im Tausch gegen Aktien an die AG abzugeben. Der Initiator hält jedoch an seinem Ziel fest, sich als börsengelistetes Schifffahrtsunternehmen aufzustellen.
Rickmers meldet für das Jahr 2014 einen Nettogewinn von 2,1 Millionen Euro. Im Vorjahr stand ein Gewinn von 1,5 Millionen Euro in den Büchern. Zu den wichtigsten Transaktionen 2014 zählte die Platzierung der ersten Tranche eines Schuldschein-Programms an der Börse Singapur mit einem Gesamtvolumen von umgerechnet bis zu 207 Millionen Euro. Die an der Frankfurter Börse gelistete Anleihe stockte Rickmers um 50 auf 275 Millionen Euro auf.
Hapag-Lloyd bestellt bei der südkoreanischen Werft Hyundai Samho Heavy Industries fünf 10.500-TEU-Containerschiffe. Die Ablieferungen sind für den Zeitraum von Oktober 2016 bis Mai 2017 vereinbart. Die Schiffe werden mit 2100 Stellplätzen für Kühlcontainer ausgestattet und sollen vorwiegend im Südamerika-Verkehr zum Einsatz kommen.
Hamburg Süd ist mit der Bilanz 2014 nicht zufrieden. Rückläufige Frachtraten haben den Umsatz von Hamburg Süd im vergangenen Jahr um ein Prozent auf 5,2 Milliarden Euro gedrückt. Die weltweite Containerschifffahrt konnte ihre Überkapazität nicht abbauen, entlastend wirkten sich dafür ab dem vierten Quartal die stark fallenden Treibstoffpreise aus. Die Flotte von Hamburg Süd umfasste Ende 2014 insgesamt 168 Schiffe, davon 46 gruppeneigene.
Die HSH Nordbank überlässt Navios aus dem eigenen Finanzierungsportfolio 14 Schiffe. Der Deal umfasst sieben Containerschiffe mit Kapazitäten von 1740 bis 3421 TEU, außerdem sieben Bulker mit Tragfähigkeiten von 57.000 bis 93.009 tdw. Alle Schiffe sind laut HSH stark insolvenzgefährdet. Das Kreditvolumen liegt bei 225 Millionen Dollar und wird durch ein neues Bankenkonsortium abgelöst. Außerdem bringt Navios frisches Eigenkapital in die Finanzierung ein. In einer ersten Transaktion zwei Jahre zuvor wechselten jeweils fünf Tanker und Containerschiffe mit einem Kreditvolumen von insgesamt 300 Millionen Dollar in den Büchern der HSH Nordbank zu Navios.
Die Reederei NSB aus Buxtehude gründet mit Columbia Shipmanagement (CSM) ein Joint Venture auf den Philippinen. Die neue Gesellschaft Asia Marine Philippines übernimmt das Crewing für die beiden Partner, aber auch für Flotten anderer Reedereien. Die NSB-Flotte umfasst 65 Einheiten mit einer Gesamttonnage von 3,8 Millionen tdw. 2014 hatte NSB die Absicht bekundet, für alle Schiffe Ausflaggungsanträge zu stellen.
Die Norddeutsche Landesbank baut ihre Offshore-Sparte aus. 2014 steigerte das Institut sein Neugeschäft in diesem Segment um 110 Prozent. Der Schritt geht einher mit der internationalen Entwicklung: Während die Schiffsfinanzierung 2014 weltweit um 38 Prozent zulegte, gab es im Offshore-Segment eine Verdopplung des Volumens.
Die Bremer Landesbank, an der die Nord/LB mit rund 55 Prozent beteiligt ist, meldet für 2014 einen Nachsteuergewinn von 31 Millionen Euro. Eine weitere Verzögerung der Markterholung kann erhebliche Auswirkungen auf die Höhe der Risikovorsorge nach sich ziehen, warnt das Institut. Neuabschlüsse in der Schiffsfinanzierung beschränken sich bei der Bremer Landesbank auf Sanierungen bestehender Kredite.
Mai
Die Reederei Masterbulk mit Hauptsitz in Singapur ernennt Rickmers Shipmanagement zu ihrem primären Manager für Schiffe Dritter. Bis August übernimmt Rickmers sukzessive das Management von 16 Massengutschiffen. „Es bringt uns bedeutende operative Vorteile und Einsparungen, ein Teil der von Rickmers gemanagten Flotte zu sein“, begründet Masterbulk-Chef Nick Fisher die Entscheidung, Rickmers das Management zu übertragen.
Hapag-Lloyd meldet für das erste Quartal 2015 einen Überschuss von 128,2 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum stand ein Verlust von 119,1 Millionen Euro in den Büchern. Die Rückkehr in die Gewinnzone führt Hapag-Lloyd auf erste Synergieeffekte aus der Fusion mit CSAV und das Kostensenkungsprogramm zurück.
Maersk steigerte den Gewinn im ersten Quartal 2015 insbesondere aufgrund des Verkaufs der Anteile an der Danske Bank um rund ein Drittel auf knapp 1,6 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr erwartete der dänische Konzern ein Ergebnis von rund vier Milliarden Dollar.
Die Rickmers Gruppe veröffentlicht erstmals einen Quartalsbericht. Für die Rickmers-Linie meldet der Konzern nach vier verlustreichen Jahren in Folge den Break-even. „Die internen Restrukturierungsaktivitäten im Segment Rickmers-Linie sind damit erfolgreich und formal abgeschlossen“, teilt das Unternehmen mit. Für das Gesamtjahr 2015 erwartet Rickmers leicht rückläufige Umsatzerlöse. Für die Reederei laufen margenstarke Charterverträge aus, Anschlussverträge sind nur auf niedrigem Niveau möglich.
Peter Döhle Schiffahrt und die zur Schoeller Holding zählende AAL vereinbaren eine weitreichende Zusammenarbeit. Die beiden Spezialisten für Mehrzweckfrachter teilen künftig ihre weltweiten Ressourcen, insbesondere beim Einsatz ihrer insgesamt 26 Schwergutfrachter. Döhle und AAL bleiben eigenständige Unternehmen.
Neptune Orient Lines (NOL) weist für das Auftaktquartal 2015 einen Nettoverlust von elf Millionen Dollar aus. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte die in Singapur gelistete Reederei ein Defizit von 98 Millionen Dollar hinnehmen müssen. Der Umsatz geht um 13 Prozent auf rund zwei Milliarden Dollar zurück, bedingt durch gesunkene Frachtraten, die Trennung von unprofitablen Kapazitäten und den streikbedingten Ausfall an den Häfen der US-Westküs te.
CMA CGM meldet für das erste Quartal 2015 einen konsolidierten Nettogewinn von 406 Millionen Dollar – nach 97 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Nummer drei unter den Linienreedern steigerte ihr Transportvolumen um 10,5 Prozent auf 3,1 Millionen TEU – bei einem Flottenwachstum von 8,4 Prozent auf 465 Einheiten. Nach Kapazität legte die Flotte sogar um 13,4 Prozent auf 1,77 Millionen TEU zu.
Die Frachtraten im Containersektor haben sich auf der Strecke zwischen Fernasien und Europa im ersten Quartal 2015 halbiert. Mussten Ende 2014 noch 1149 Dollar pro TEU an Frachtkosten bezahlt werden, betrug der durchschnittliche Preis je Standardcontainer Ende März nur noch 586 Dollar. Auf der Transpazifikroute verbilligte sich die durchschnittliche Rate um 23 Prozent, der Transportpreis zur US-Ostküste ging um elf Prozent zurück. Insbesondere die Route zwischen Fernost und Europa ist weiterhin stark umkämpft.
United Arabic Shipping Company (UASC) forciert den Ausbau der Flotte. Die Reederei mit Hauptsitz in Kuwait kündigt an, bis Mitte kommenden Jahres 17 Großcontainerschiffe zu übernehmen: sechs Einheiten mit einer Kapazität von 18.800 TEU, dazu elf Containerschiffe mit 15.000 TEU. Alle 17 Frachter entstehen bei den koreanischen Werften Hyundai Heavy Indus tries und Hyundai Samho und lassen sich auf den Betrieb mit Flüssiggas umrüsten.
Die Rickmers Holding wandelt sich von einer GmbH & Cie. KG in eine Aktiengesellschaft. Der Aufsichtsrat wählt in seiner ersten Sitzung Bertram Rickmers zum Vorsitzenden und Jost Hellmann zu dessen Stellvertreter. Dem Vorstand gehören Ignace van Meenen und Mark-Ken Erdmann an. Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft steht im Zusammenhang mit den angekündigten Plänen zur Stärkung des Eigenkapitals und der Innenfinanzierung der Rickmers Gruppe. Der Fokus liegt auf dem Ausbau des Portfolios energieeffizienter Containerschiffe.
Die HSH Nordbank muss im ersten Quartal 2015 in ihrer Schiffssparte einen Vorsteuerverlust von vier Millionen Euro hinnehmen. Das Sanierungsportfolio des Gesamtkonzerns erhöht sich auf 5,6 Milliarden Euro in der Kernbank und 10,3 Milliarden Euro in der Abbaubank. Das ist insbesondere auf den Sanierungsbedarf in der Schiffssparte zurückzuführen, der in der Kernbank auf 4,3 Milliarden und in der Abbaubank auf 6,2 Milliarden Euro steigt.
Juni
Das Angebot an Kapazitäten in der Bulk-Schifffahrt wird bis ins Jahr 2016 schneller wachsen als die Nachfrage, prognostiziert die HSH Nordbank. Das Bestellvolumen entspricht 20 Prozent der Flottenkapazität. Selbst Stornierungen von Bestellungen, Verschiebungen von Auslieferungen, mehr Verschrottungen und Order-Umwandlungen von Bulkern in Tanker können die Überkapazitäten auf absehbare Zeit nicht nennenswert abbauen.
Vertreter aus Politik, Gewerkschaften und Wirtschaft treffen sich in Berlin zur Vorbereitung der Nationalen Maritimen Konferenz im Oktober. Die Bundesregierung sagt der maritimen Wirtschaft weitere, über die bisherigen Maßnahmen hin ausgehende Unterstützung zu. Der Bund will sich in den Verhandlungen mit Ländern und Kommunen für alle Forderungen des Verbandes Deutscher Reeder einsetzen, sofern die Branche konkrete Zusagen für mehr Ausbildung und Beschäftigung deutscher Seeleute trifft.
E.R. Schiffahrt erweitert das Auslandsgeschäft und gründet in Brasilien die E.R. Offshore Navegação. Die neue Tochtergesellschaft soll eng mit dem wichtigsten Charterkunden im Offshore-Geschäft, der staatlichen Öl gesellschaft Petrobras, zusammenarbeiten. Sechs Schiffe der aus 13 Einheiten bestehenden Offshore-Flotte von E.R. Schiffahrt sind in Brasilien für Petrobras im Einsatz.
Conti darf künftig als Kapitalanlagegesellschaft (KVG) alternative Investmentfonds nach den Bestimmungen des Kapitalanlagegesetzbuchs verwalten und managen. Eine entsprechende Erlaubnis bekommt die Conti KVG von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Von der Gründung im Jahr 1970 bis 2013 hatte Conti auf dem bis dahin weitgehend unregulierten Kapitalmarkt 133 Schiffe ins Publikumsgeschäft eingebracht. fab
Lesen Sie im zweiten Teil des Rückblicks, welche Ereignisse das Geschehen der Handelsschifffahrt in der zweiten Jahreshälfte bestimmten.