„Texelstroom“-Testfahrten in der Nordsee

Der Fährschiffneubau „Texelstroom“ für das niederländische Unternehmen TESO (Texels Eigen Stoomboot Onderneming) wird in Kürze in Dienst gestellt.

Derzeit erfolgen noch einige Testfahrten vom niederländischen Hafen Ijmuiden in die Nordsee sowie Probeanlegemanöver in Den Helder und auf der Insel Texel. Einen genauen Termin für die erste Fahrt der Doppelendfähre hat die Reederei bislang noch nicht mitgeteilt.

Das Schiff war Anfang März von der spanischen Werft Construcciones Navales del Norte (LaNaval) in Bilbao ausgeliefert und von der Biskaya an die Nordsee überführt worden.

Zu Beginn der Sommersaison soll der 135,40 Meter lange und 27,90 Meter breite Neubau die niederländische Nordseeinsel Texel mit dem Fährhafen in Den Helder in Nordholland verbinden. Der Doppeldecker mit einer Tragfähigkeit von 1684 Tonnen, der an beiden Seiten über identische Maschinenraum- und Brückenanlagen verfügt, kann auf den beiden Ladedecks bis zu 350 Fahrzeuge oder bis zu 34 Lkw sowie in den öffentlichen Bereichen maximal 1750 Passagiere befördern. Das Antriebskonzept basiert dabei auf einem Hybridsystem mit Dual-Fuel-Motoren für MDO und Gas als Brennstoff. Damit wird eine Geschwindigkeit von 15,4 Knoten erreicht.

Energie ais Solarkollektoren

Die „Texelstroom“ steht Reedereiangaben zufolge für eine ganz neue Schiffsgeneration. So wird die Fähre entweder mit schwefelarmem Biodiesel oder Erdgas betrieben und zur Reduzierung ihrer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen darüber hinaus mit Solarmodulen mit einer Fläche von mehr als 700 Quadratmetern auf dem Oberdeck ausgerüstet. Das fortschrittliche Energiemanagementsystem der „Texelstroom“ verwendet dafür insgesamt 252 48V-Lithium-Ionen-Module der Baureihe AT6500 von Corvus Energy. Dabei wird die Speicherkapazität von 1,6 MWh zur Erhöhung der Effizienz der Fähre und zur Ersatzversorgung eingesetzt. Diese hohe Batteriereserve bedeutet, dass die gesamte Fähre in einem Notfall allein mit Batteriestrom betrieben werden kann. Dieses Energiespeichersystem (ESS) ermöglicht es den Konstrukteuren darüber hin aus, kleinere Generatoren vorzusehen, da die Batterien ebenfalls zur Bereitstellung kurzer Einschalt- und Ausschaltfähigkeiten eingesetzt werden können. Das durch Lloyd’s Register zugelassene System von Corvus Energy ist das erste typgeprüfte ESS für Schiffe, das heute auf dem Markt ist.

Seit 1907 unterhält TESO den Fährdienst zwischen Den Helder und der Nordseeinsel Texel. Insgesamt 14 eigene Schiffe sind seitdem zwischen der Insel und dem Festland im Einsatz gewesen. Die Passage dauert etwa 20 Minuten, und jährlich werden rund 3,5 Millionen Menschen und 1,5 Millionen Autos befördert. Wegen der steigenden Nachfrage wurden die Schiffe im Laufe der Jahrzehnte immer größer und moderner.

Das heutige Flaggschiff, die 2006 bei Damen Shipyards gebaute 130,4 Meter lange Fähre „Dokter Wagemaker“, benannt nach dem Texeler Hausarzt und Gründer von TESO, hat eine Kapazität von 300 Pkw pro Überfahrt und soll dann künftig nur noch in Sonderfällen eingesetzt worden. Das derzeitige Reserveschiff, die 1991 gebaute „Schulpengat“, wird nach der Inbetriebnahme der neuen „Texelstroom“ verkauft.

1907 gegründet

Die Reederei TESO ist im Jahr 1907 auf Initiative des Texeler Arztes Adriaan Wagemaker gegründet worden. Das Kapital für das Unternehmen wurde von der Texeler Bevölkerung zusammengetragen. Nach Ansicht von Wagemaker sollte jeder Einwohner auf Texel, egal ob arm oder reich, die Möglichkeit haben, sich finanziell zu beteiligen. Es wurden seinerzeit Anteile im Wert von fünf und 25 Gulden gehandelt. Mit einem Grundkapital in Höhe von 75.000 Gulden machte TESO dem damaligen Fährbetreiber, der Reederei Bosman, Konkurrenz.

Viele Inselbewohner waren unzufrieden mit deren Holzbooten, den seltenen Überfahrten und den hohen Preisen. Schließlich gewann TESO im Jahr 1909 den Kampf um den Fährdienst, und Bosman verkaufte seinen Dienst an die Reederei. CE/FBi

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