Fähre holt Fracht von der Straße aufs Wasser

Die „Kvitbjørn“ schreibt Geschichte: Sie ist das erste Schiff, das auf dem Weg von Asien nach Europa allein mit dem Treibstoff LNG auskommt.

Die Frachtfähre der Reederei Nor Lines absolvierte jetzt die Strecke von der chinesischen Tsuji Heavy Industries Shipyard in Jiangsu nach Norwegen – mit Zwischenstopps im indischen Cochin und im spanischen Cartagena, um LNG zu bunkern.

Die „Kvitbjørn“ ist Teil eines umweltschonenden Transportkonzepts, das jetzt in Oslo vorgestellt wurde. Das Projekt wiederum ist das Ergebnis von mehr als zwei Jahren langer Vorbereitung. 27 Unternehmen sind daran beteiligt. Der Fokus ist dabei auf den Short-Sea-Verkehr gerichtet. Federführend wirkten der DNV GL, Shortsea Services und Marintek mit. Entwickelt wurde ein alternatives Transportsystem für Container, die an Land über mehr als 200 Kilometer befördert werden müssen.

Wesentlicher Zielmarkt des neuen Frachtfährkonzeptes ist Norwegen. Dabei geht es speziell um den Transport von Waren, die zurzeit noch von Lastwagen über lange Entfernungen zwischen Küstenstädten befördert werden. Allein für den Überlandverkehr zwischen den norwegischen Küstenstädten hat die Projektgruppe ein Potenzial von jährlich 17 bis 20 Millionen Tonnen Ladung identifiziert. Um dieses Potenzial vollständig auszuschöpfen, sind insgesamt 14 Frachter notwendig. Die Flotte könnte die Transportkosten gegenüber dem bisherigen Aufwand um 20 bis 30 Prozent senken, sind die Projektpartner überzeugt.

Eines dieser Schiffe ist die „Kvitbjørn“. Sie ist mit zwei Kranen ausgestattet und kann bis zu 140 Container mit 40 oder 45 Fuß aufnehmen. Die Dienstgeschwindigkeit liegt bei 12 bis 15 Knoten. Der Emissionsausstoß ist im Vergleich zu herkömmlichen Schiffen extrem niedrig. Neben dem LNG-Antrieb lässt sich die Fähre auch mit Landstrom versorgen.

„Es besteht die Möglichkeit, fünf Millionen Tonnen an Waren von der Straße auf die See zu verlagern – mit geringem Kostenaufwand“, sagte Remi Eriksen, Vizepräsident und COO bei DNV GL Group Executive. Dadurch ließen sich rund 150 Millionen Euro einsparen. Zudem würden der Straßenverkehr entlastet und der Ausstoß von Schadstoffen drastisch verringert. Allein die „Kvitbjørn“ könne so viel Fracht aufnehmen wie 200 Lkw.

Das von DNV GL klassifizierte und in Kooperation mit Rolls-Royce entwickelte Schiff wird auf festen Routen entlang der norwegischen Küste unterwegs sein. fab

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