Angespannte Liquiditätslage nach einem Jahr

Seit einem Jahr verkehrt die neue Elbfähre auf der Route Cuxhaven-Brunsbüttel. Doch Schulden und unbezahlte Rechnungen trüben die Aussichten. Die Staatsanwaltschaft Stade ermittelt gegen die Elb-Link Reederei wegen möglicher Insolvenzverschleppung.

"Die Liquiditätslage ist angespannt", sagte Reederei-Betriebsleiter Bernd Bässmann am Freitag. Als Grund nannte er unvorhergesehene Kosten in der Eröffnungsphase der Fährverbindung. Ziel sei, alle offenen Verbindlichkeiten innerhalb der laufenden Sommersaison zu begleichen.

Die Anzeige eines Gläubigers liege seit Anfang August vor, sagte Staatsanwalt Kai Thomas Breas. Dabei gehe es um einen mittleren vierstelligen Betrag. "Wir sind ganz am Anfang der Ermittlungen und prüfen den Vorwurf", sagte Breas. Um wen es sich bei dem Gläubiger handelt, ist der Reederei nach Angaben Bässmanns nicht bekannt.

Nach einem vorläufigen Statusbericht betrage der Verlust zum 31. Juli 1,41 Millionen Euro. Dieser Betrag sei vollständig abgedeckt, sagte Bässmann. Zum negativen Ergebnis hätten mit etwa 400.000 Euro zusätzliche Lotsenkosten beigetragen, weil die Fähren länger als geplant nur mit einem Lotsen an Bord fahren durften. Die Einstufung der beiden Fähren "Anne-Marie" und "Grete" als Seeschiffe habe nicht einkalkulierte Abgaben in Höhe von 130.000 Euro verursacht und ebenso zum negativen Ergebnis beigetragen.

440.000 Fahrgäste

Seit der Indienststellung am 20. August 2015 nutzten mehr als 440.000 Fahrgäste die Elb-Verbindung. Rund 74.000 Autos und 13.000 Lastwagen wurden transportiert. Allerdings kam die Fährverbindung schleppend in Gang. Zunächst waren es durchschnittlich nur 15 bis 20 Lastwagen pro Tag, inzwischen sind es laut Reederei 70 bis 80. Die Fährverbindung habe Zukunftsperspektiven, sagte Bässmann. "Die Strecke muss sich etablieren und dies wird noch einige Zeit dauern." Verluste seien da kaum vermeidbar.

Der Vorsitzende des Deutschen Fährverbandes, Michael Maul, bestätigte Anlaufschwierigkeiten bei neuen Fährverbindungen. "Wir rechnen im Verband mit zwei bis drei Jahren, bis eine Änderung von der Bevölkerung angenommen wird." Fähren müssten sich in der Region fest verwurzeln. Insgesamt gehe es der Branche gut. "Wir profitieren vom wachsenden Verkehrsaufkommen. Wir hören keine Klagen von unseren Mitgliedern", sagte Maul. Auch seien neue Fähren im Bau. Der Deutsche Fährverband ist die Interessenvertretung der klassischen Flussfähren auf Rhein, Weser, Elbe und hat 62 Mitglieder.

Auch beim Verband der Fährschifffahrt und Fährtouristik gibt es keine Klagen. "Generell hören wir als Verband von unseren Mitgliedsreedereien, dass man ganz zufrieden ist mit der momentanen Verkehrsentwicklung", sagte Jens-Peter Berg, Sprecher des Verbandes. "Dort, wo Fähren verkehren, gibt es eine solide Grundlage in Form von ausreichend Fahrgästen, Autos und Lastwagen." Der Verband fungiert als Interessenvertretung der auf dem deutschen Markt aktiven europäischen Fährreedereien.

Seit 100 Jahren im Gespräch

Seit über 100 Jahren gab es immer wieder kürzere und längere Versuche, die etwa 30 Kilometer lange Fährverbindung über die Elbe zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel zu etablieren. Zuletzt hatte 1999 der Bremer Reeder Egon Harms versucht, die Verbindung mit drei Fähren zu betreiben. Der Fährdienst wurde nach zwei Jahren wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit eingestellt. (dpa)

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