Kupferkabel weichen Glasfaserleitungen

Unverzichtbar in der modernen Logistikwirtschaft: ein schneller Datenaustausch, Foto: Arndt
Die Klagen zahlreicher Umschlag, Speditions- und auch Industriefirmen in Deutschlands größtem Seehafen bestimmten zu Jahresanfang die Schlagzeilen und sorgten für großen Unmut.
Veraltete Kupferleitungen, die noch weite Teile des Hafenkerns und auch -randgebiets durchziehen, behindern einen schnellen Datenaustausch. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch schaltete sich ebenso ein wie HPA-Chef Jens Meier. Letzterer ist ein Mann mit ausgeprägtem IT-Hintergrund. Das gemeinsame Ziel: zügige Modernisierung des im Boden schlummernden Leitungsnetzes. Immerhin ging es um fast 400 Hafenunternehmen, die aufgrund von veralteter technischer Infrastruktur nur im Schneckentempo das Kommunikationsnetz für den Datenaustausch nutzen konnten.
Jetzt kündigte die Deutsche Telekom in großformatigen Zeitungsanzeigen das an: „Die Telekom möchte Unternehmen bei ihrer Digitalisierung unterstützen und baut jetzt die Gewerbegebiete im Hamburger Hafen mit Glasfaser aus.“ Und sie verspricht: Firmen, die sich bis zum 31. Januar kommenden Jahres „für das Glasfasernetz der Telekom in den Hamburger Gewerbegebieten entscheiden, werden ohne zusätzliche Kosten angeschlossen“. Seit Wochenbeginn informiert der international tätige Kommunikationsdienstleister mit eigenen Veranstaltungen über die Details.
Nach THB-Informationen erhalten die ersten Kunden im Hafen noch in diesem Jahr Zugriff auf das Hochgeschwindigkeitsnetz mit Datenraten bis zu 100 Gigabit pro Sekunde, teilte jetzt die in Berlin ansässige Vertriebsfirma Radialimpuls mit. Sie treibt für den Telekommunikationsanbieter 1&1 Versatel und in Zusammenarbeit mit der Hafenbehörde HPA den Glasfaser-Ausbau im Hafen voran.
Radialimpuls hat den Hafen in 18 lokale Segmente unterteilt und wird 16 davon an das Glasfasernetz anschließen können, weil die erforderliche Zahl an Kunden erreicht werde, sagte Geschäftsführer Edin Soso. Rund 150 Unternehmen hätten sich bislang für das Angebot von 1&1 Versatel entschieden.
Die Deutsche Telekom kündigte am Montag an, sie werde in Hamburger Hafen-Gewerbegebieten mehr als 200 Kilometer Glasfaserkabel verlegen. Das Unternehmen hatte sich noch bei den im Januar geführten Diskussionen zurückhaltender gezeigt. Der Service-Provider wollte zunächst die Entscheidung über eventuelle Fördermittel für den Glasfaser-Ausbau abwarten. Nun nimmt sie den Wettbewerb mit anderen Dienstleistern auf.
Die Hamburger Wirtschaftsbehörde begrüßt diesen Schritt. „Dass der Hafen schon bald mit Glasfaser ausgestattet wird, ist eine gute Nachricht für Hamburg“, sagte Wirtschafts-Staatsrat Dr. Rolf Bösinger, dessen „Chef“, Senator Frank Horch (parteilos), sich in dieser Woche mit einer Wirtschaftsdelegation in Vietnam aufhält. Bösinger weiter: „Breitbandanbindungen sind heute für die Wettbewerbsfähigkeit von Logistikunternehmen von größter Bedeutung.“
Damit sei man dem Ziel, kurzfristig die Situation der Unternehmen im Hafen beim zentralen Thema schneller Datenaustausch zu verbessern, einen großen Schritt nähergekommen, ist Bösinger überzeugt. EHA/dpa