Kümo-Oldie „Tanais“ bleibt im Einsatz

Eines der letzten Exemplare dieses Typs: das fast 50 Jahre alte Küstenmotorschiff „Tanais“, Foto: Hasenpusch
Er gehört zu den letzten noch im Nord- und Ostseeraum Geld verdienenden konventionellen Küstenfrachtern aus den 1960er Jahren: der polnische 500-Tonner „Tanais“. Vor wenigen Tagen lief das Schiff unter der Agentur der Wilhelm Tietjen Befrachtungsgesellschaft wieder einmal den Hamburger Hafen an.
Beim Wallmann-Terminal am Reiherstieg löschte der vom polnischen Kapitän Piotr Lipka geführte 313-BRZ-Oldie ein 100 Tonnen schweres Getriebe aus Antwerpen. Die „Tanais“ (IMO 6721008) befördert seit fast zehn Jahren als Zubringerschiff Produkte einer masurischen Maschinenfabrik von Elblag nach Antwerpen zur Weiterverladung nach Übersee, übernimmt dort anschließend Import-Feederladung in den 20 Meter langen und knapp fünf Meter breiten Laderaum zum Transport nach Hamburg und kehrt dann via NOK, Ostsee und ihren Heimathafen Gdansk direkt nach Elblag zurück.
Dank ihres geringen Maximaltiefgangs von 2,77 Metern kann die 45 Meter lange und 7,50 Meter breite „Tanais“ einen kleinen Kanal von Gdansk nach Elblag nutzen, der für größere Einheiten keine ausreichende Wassertiefe bietet. Wenn die inzwischen 48 Jahre alte, 250 Kilowatt leistende Zweitakt-Vierzylinder-Hauptmaschine des dänischen Herstellers Alpha Diesel weiterhin so zuverlässig wie bisher arbeitet, wird die „Tanais“ aufgrund fehlender Mitbewerber wohl noch einige Jahre in diesem ganz speziellen „Liniendienst“ zum Einsatz kommen. Schiffseigner ist ein in den USA lebender Pole. Dessen Firma Sea Logistics LLC in Mayfield Village in Ohio managt das Küstenmotorschiff seit nunmehr elf Jahren.
Unter dem Taufnamen „Kargit Bagenkop“ wurde der Frachter am 30. August 1967 als Neubau Nr. 81 der Werft Martin Jansen im ostfriesischen Leer an den Kopenhagener Auftraggeber Jörgen Bagenkop-Nielsen geliefert. Damals war das Schiff noch mit zwei 2-Tonnen-Ladebäumen ausgerüstet, die vor rund 15 Jahren entfernt wurden. Ab 1974 war es als „Seines“, „Lars-Arild“ und „Myrgrunn“ für die norwegischen Eigner Morten Seines, As björn Oldervik und Myrgrunn A/S im Einsatz, bevor im August 2004 am Heck die polnische Flagge gehisst wurde.
Das einzige Schwesterschiff, der im Frühjahr 1967 als „Birthe Riise“ (IMO 6711792) an Mortensen & Lange abgelieferte Jansen-Neubau Nr. 80, war nur 21 Jahre lang in Fahrt. Er sank im Mai 1988 unter dem Namen „Conland“ nach einer Kollision im Storfjord, wurde 1993 gehoben und im folgenden Jahr in Stokksund verschrottet. ED/fab