Auslastung der Werften bleibt weltweit auf niedrigem Niveau

Neubestellungen bei Schiffen dürften in den kommenden Monaten leicht zulegen. Die Nord/LB erwartet nach den Tiefstständen 2016 ein steigendes Ordervolumen.

Das geht aus dem Research-Bericht „Shipping Special“ hervor, den die Nord/LB in dieser Woche vorgelegt hat. Demnach sollten die Zahlen 2017 leicht über den historischen Tiefstständen aus dem vergangenen Jahr liegen. Insgesamt gesehen bleibe die Auslastung der Werften jedoch auf einem schwachen Niveau.

Neubestellungen gibt es derzeit fast ausschließlich in Nischen. In den vergangenen sechs Monaten ging es dabei vorwiegend um Kreuzfahrtschiffe, Fähren sowie Produkten- und Chemikalientanker. Dagegen wurden Rohöltanker, Containerschiffe und Bulker nur in Einzelfällen geordert. Die aktuellen Neubaupreise der Werften liegen nahe den Selbstkosten. Teilweise werden aber auch Aufträge angenommen, die nicht kostendeckend sind. Im Vergleich zu 2014 sind die Preise für Neubestellungen um rund 25 Prozent gesunken. Der Wettbewerb unter den Werften wird noch einmal zunehmen.

Die zwei wesentlichen Schiffbaunationen sind China mit einem Marktanteil von 37 Prozent und Südkorea mit 35 Prozent. 43 Prozent des weltweiten Orderbuchs entfallen auf die 15 größten Werftenkonzerne dieser beiden Staaten, berichtet die Nord/LB. Beide Länder würden langfristig weiter am Schiffbau festhalten. China werde hinsichtlich Qualität und Komplexität zulegen und Korea Marktanteile abnehmen wollen. Das Institut rechnet damit, dass weltweit massiv Werftarbeitsplätze verloren gehen und nicht nachgefragte Baukapazität kurzfristig vom Markt verschwinden wird.

Strukturwandel in Korea

„Der Großteil der kleinen chinesischen Werften wurde bereits geschlossen, und durch die ‚White-List‘ soll die Schiffbaunachfrage der Reeder auf die künftigen Qualitätswerften gelenkt werden. Aber auch unter diesen Werften erwarten wir weitere Konsolidierungen und Insolvenzen“, so die Nord/LB. Derweil durchlaufen Koreas Großwerften grundlegende Strukturanpassungen. <link http: www.thb.info rubriken schiffbau single-view news kaeufer-fuer-dsme-gesucht.html external link in new>Um dem stark angeschlagenen Konzern Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering (DSME) eine Zukunft zu geben, versucht die südkoreanische Finanzdienstleistungskommission FSC, für DSME einen Käufer zu finden (THB 21. April 2017).

Aktuell liegen die Neubaupreise auf sehr niedrigem Niveau. So wächst die Gefahr von neuen Bestellwellen. Nach dem Abbau der hohen Orderbücher wird es 2017 wieder sofort zur Verfügung stehende Baudocks auf Qualitätswerften geben, stellt die Nord/LB fest. Schiffsablieferungen innerhalb von zwölf Monaten seien möglich. Üblich waren in der Vergangenheit Bauzeiten von 24 bis 30 Monaten.

Das derzeit bestehende Überangebot an Schiffskapazitäten und die geringen Schiffseinnahmen reduzieren die Zahl der potenziellen Besteller in den Hauptsegmenten Container, Bulker und Tanker. Vielen Reedern fehlt es an Eigenkapital. Auch der Zugang zu Fremdkapital ist auf wenige Marktteilnehmer mit der von Banken geforderten Bonität beschränkt. „Die Verschrottungszahlen sollten in den kommenden Jahren auf einem leicht erhöhten Level verbleiben“, erwartet die Nord/LB. Insbesondere die verschärften Umweltauf lagen hinsichtlich der Abgase und des Ballastwassers unterstützten mittelfristig das Recyclingvolumen.

Empfehlung zur Zurückhaltung

„Für eine nachhaltige Markterholung ist aber vor allem eine Bestelldisziplin erforderlich“, so das Institut. Reeder und finanzierende Banken sollten vermeiden, die nächste Welle der allgemeinen Neubestellungen zu unterstützen. Der Fokus der Marktteilnehmer sollte auf Ersatzinvestitionen und Nischenprodukten liegen. Neue, moderne Tonnage sollte betagte Schiffe ersetzen, nicht ergänzen. fab

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben