Weniger Schiffe – mehr Tragfähigkeit

Die Flotte der deutschen Binnenschifffahrt schrumpft weiter.

In dem entsprechenden Register sind noch 4573 Fahrzeuge für 2014 eingetragen. Das bedeutet bei 65 Zugängen und 122 Abgängen insgesamt 57 Einheiten weniger als noch im Vorjahr, teilte der Bundesverband der Deutschen Binnenschiffahrt e.V. (BDB) jetzt weiter mit. Von einem einheitlichen Trend in der Branche mit Fracht- und Fahrgastschiffen kann aus Sicht des BDB dennoch nicht die Rede sein. Die Entwicklungen in den einzelnen Sparten ergeben ein sehr unterschiedliches Bild.

Die Tankschifffahrt zählte im vergangenen Jahr bei 14 Zugängen (davon sechs Neubauten) und 20 Abgängen in Summe 406 Einheiten (Motorschiffe, Schleppkähne, Schubleichter). Sie liefert ein anschauliches Beispiel dafür, dass weniger Einheiten keinen Verlust an Ladevolumen bedeuten müssen: Trotz des Rückgangs um sechs Einheiten verzeichnet die Statistik einen leichten Zuwachs bei der Tragfähigkeit (727.693 Tonnen; 2013: 725.049 Tonnen). Durch die Neubauten in den vergangenen Jahren sinkt das Alter der Tankschifffahrtsflotte seit 2007 kontinuierlich und lag bei den Tankmotorschiffen (362 Einheiten) zuletzt bei durchschnittlich 25,2 Jahren. Seit 2013 gibt es im deutschen Register mehr Tankschiffe in Doppelhüllenbauweise als solche mit Einhülle.

Weniger erfreulich stellt sich die Lage in der Trockengüterschifffahrt dar. Hier ging der Rückgang der Güterschiffe (Motorschiffe, Schleppkähne, Leichter) von 1709 auf 1665 (44 Einheiten, davon 13 Zugänge, 57 Abgänge) zugleich mit einem Verlust der Tragfähigkeit um 48.603 Tonnen einher (2014: 1,92 Millionen Tonnen). Über 40.000 Tonnen Verlust an Tragfähigkeit entfiel dabei allein auf Motorgüterschiffe, deren Anzahl von 883 auf 842 im Jahr 2014 sank. Das Durchschnittsalter der Motorgüterschiffe stieg im vergangenen Jahr auf 61,8 Jahre. Zehn Jahre zuvor hatte das Durchschnittsalter noch 53,5 Jahre betragen. Allerdings sagt das Baujahr eines Schiffes, das in seiner Wertbeständigkeit durchaus mit einer Immobilie vergleichbar ist, nichts über den Stand der Technik aufgrund permanent vorgenommener Investitionen aus, zum Beispiel in Motor, Antrieb und technische Systeme. Diese Modernisierungen werden von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) – Zentrale Binnenschiffsbestandsdatei – auch in ihrer aktuellen Auswertung statistisch nicht erfasst.

Erneut positiv war die Entwicklung der Fahrgastschifffahrt: Die sogenannte „Weiße Flotte“ zählte im vergangenen Jahr 1508 Einheiten (Fahrgastschiffe, Barkassen, Fähren), was einem Zuwachs um drei Einheiten entspricht. 2014 waren insgesamt 943 Tagesausflugsschiffe auf den deutschen Wasserstraßen und Seen unterwegs. Der Wachstumstrend setzt sich damit das fünfte Jahr in Folge fort. Die Fahrgastkabinenschifffahrt präsentierte sich im Vergleich zu 2013 unverändert stark mit 61 Schiffen und 8704 Betten.

Der 1974 gegründete BDB erhebt übrigens keine eigenen Statistiken. Die Zahlen entstammen der aktuellen Veröffentlichung „Veränderungen des Schiffsbestandes der deutschen Binnenflotte im Jahr 2014“ der GDWS. Der Verband mit Sitz in Duisburg und Repräsentanz in Berlin bezieht Stellung zu verkehrspolitischen Fragen und bringt sich in die Gestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Seit der Fusion mit dem Arbeitgeberverband (AdB) im Jahr 2013 vertritt der BDB auch die Belange der Verbandsmitglieder in arbeits-, tarif- und sozialrechtlichen sowie personal-, sozial- und bildungspolitischen Angelegenheiten und ist Tarifvertragspartner der Gewerkschaft ver.di. Der BDB betreibt das in Duisburg vor Anker liegende Schulschiff „Rhein“ – eine europaweit einzigartige Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtung für das Binnenschifffahrtsgewerbe. FBi

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