Zoll bleibt ein bedeutender Partner der Ver kehrswirtschaft im Rund-um-die-Uhr-Betrieb

Zollbeamte müssen ein umfangreiches Fachwissen erwerben (Foto: Zoll Hamburg)

(Fotos: Arndt) Endstation Schredder: Der Kampf gegen die internationale Markenpiraterie ist eine zentrale Aufgabe der Zollverwaltung

(Foto: Hauptzollamt Hamburg-Hafen) Im Hamburger Hafen laufend zu sehen: die „Kehrwieder“

Bianka Gülck
Zu den staatlichen Einrichtungen, mit denen die Unternehmen der Seeverkehrswirtschaft eine Vielzahl von Berührungspunkten haben, gehört der Zoll. Auch er bietet jungen Menschen ein interessantes Betätigungsfeld, sei es im Anschluss an eine Ausbildung in einem Beruf der Verkehrswirtschaft oder sei es, um nach der Schule eine Ausbildung zu beginnen.
In Hamburg sind heute rund 3000 Mitarbeiter der Zollverwaltung in den unterschiedlichsten Bereichen tätig. Was ihre Aufgaben sind, zeigt dieser Beitrag.
Der Zoll ist nicht nur eine Einnahme- und Wirtschaftsverwaltung, sondern trägt auch einen wichtigen Teil zur Sicherheit in Deutschland und Europa bei. Heute hat der Zoll eine wachsende Vielfalt von Aufgaben zu erfüllen: von Warenabfertigung bis Vollstreckung, von Verbrauchsteuererhebung bis Mindestlohnkontrolle, von Außenwirtschaftsüberwachung bis zur Bekämpfung organisierter Kriminalität.
Der Hamburger Hafen ist einer der „Hotspots“ für die Abfertigung von Importen aus Drittländern. Gut 2,9 Millionen Importanmeldungen haben die über 500 Abfertigungsbeamten des Zollamtes Waltershof 2015 im Rund-um-die-Uhr-Betrieb bearbeitet, und zwar auch an Sonn- und Feiertagen. Selbst wenn die Speditionen Feierabend haben, die Terminals am Maifeiertag geschlossen sind oder am Wochenende keine Lkw fahren – der Zoll im Hafen ist immer da. Hamburg ist aber auch ein großer Exporthafen, was sich ebenfalls im Arbeitsvolumen der Hafenzöllner widerspiegelt: 15,2 Millionen Exportvorgänge hat das zolleigene Abfertigungssystem im vergangenen Jahr registriert. Die Mehrzahl aller Vorgänge wird elektronisch im zolleigenen IT-System ATLAS bearbeitet, ohne dass ein Zöllner die Ware physisch überhaupt noch zu Gesicht bekommt. Das heißt: Die Anmeldung geht ins System ein, wird am PC geprüft und dann vom Zöllner freigegeben. Allerdings nicht in allen Fällen: Weiterhin werden Waren regelmäßig von den Zöllnern auch „beschaut“, also physisch in Augenschein genommen. Diese Beschauen (Kontrollen) erfolgen grundsätzlich risikoorientiert, um den Warenfluss im Hamburger Hafen nicht unnötig zu behindern. Häufig befinden sich in den Containern auch Waren, die nicht in die EU importiert werden dürfen. Beispiele dafür sind: unsicheres Kinderspielzeug, verbotene Elektroschocker, gefährliche Elektroartikel und vieles mehr. Ohne die Arbeit des Zolls kämen diese Gegenstände in den Handel und damit auch in die Haushalte. Ein anderer Schwerpunkt ist der Kampf gegen die illegale Markenpiraterie. Gefälschte Markenartikel werden in regelmäßigen Abständen aufgefunden. Erst kürzlich sorgte ein Aufgriff von Tausenden gefälschter Nike-Sportschuhe, verstaut in mehreren Containern, für nationales und internationales Aufsehen.
1200 neue Zoll-Azubis starten am 1. August
Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt des Zolls im Hafen sind Kontrollen von Fahrzeugen aller Art: vom Kleinwagen über Lkw und Container bis hin zum Seeschiff. An den grün-weißen Streifenfahrzeugen und den grünen Booten kann man die Kontrolleinheiten des Zolls erkennen. 450.000 Fahrzeug- und 90.000 Personenkontrollen, vor allem an den drei Kreuzfahrerterminals, mit fast 3500 Aufgriffen verzeichnet die Statistik für 2015. Vom Kleinfallschmuggler mit einer Stange Zigaretten, die es auf Helgoland billig zu kaufen gab, über Feuerwerkskörper aus Polen bis hin zum großen Kokainfund reicht das vielseitige Spektrum der erfolgten Sicherstellungen.
Allein diese Aufgabenschwerpunkte im Hafen lassen erahnen, dass der Umfang an Rechtsvorschriften, mit denen die Kollegen arbeiten, sehr groß ist. Um hier für alle Beteiligten rechtssicher arbeiten zu können, braucht der Zoll gut geschultes Personal. Daher bildet der Zoll seine Fachkräfte grundsätzlich selber aus.
Zum 1. August 2016 werden bundesweit mehr als 1200 Nachwuchsbeamte eingestellt, fast 70 hiervon in Hamburg. Ausgebildet wird im sogenannten mittleren und im gehobenen Dienst. Diese beiden Laufbahnen unterscheiden sich nicht nur in den Einstellungsvoraussetzungen und in der Ausbildungsdauer, sondern auch in der späteren Verwendung. Nach bestandener Prüfung winkt allen Nachwuchskräften die garantierte Übernahme in den Staatsdienst mit einem absolut krisensicheren Arbeitsplatz. Weitere Informationen zur Ausbildung beim Zoll unter www.zoll.de
Die Grundvoraussetzungen sind zunächst für beide Ausbildungen gleich: Bewerber benötigen entweder die deutsche Staatsangehörigkeit, die eines Mitgliedstaats der EU, von Island, Liechtenstein oder Norwegen. Als Bundesbehörde dürfen wir niemanden als Beamten beschäftigen, der diese Voraussetzung nicht erfüllt. Zudem erwarten wir ein einwandfreies Führungszeugnis ohne Vorstrafen sowie die Bereitschaft, Dienstkleidung und eine Waffe zu tragen und im Schichtdienst zu arbeiten. Ein Höchstalter für Bewerber gibt es nicht. Interessenten können sich bundesweit bei einem von 42 Ausbildungshauptzollämtern bewerben. Zwei davon sind auch in Hamburg ansässig, und zwar die Hauptzollämter Hamburg-Hafen und Hamburg-Stadt.
Gute Chancen für Bewerber aus Verkehrsbranche
Wer mit seiner Bewerbung und seinen Noten überzeugen kann, wird zum Auswahlverfahren eingeladen. Dieses besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Gefragt sind unter anderem Allgemeinwissen, Rechtschreibung und mathematische Kenntnisse.
Hier werden entweder die mittlere Reife oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsabschluss erwartet. Damit können und dürfen sich auch Hauptschüler bewerben, die bereits eine „förderliche“ Ausbildung haben oder in Kürze abschließen. Dieses können zum Beispiel Speditionskaufleute oder Kaufleute für Büromanagement, aber auch Schiffsmechaniker oder Steuerfachangestellte sein. Auch mit vorheriger Berufsausbildung muss die komplette Ausbildung durchlaufen werden. Anstelle eines Sporttests muss im Laufe des Einstellungsverfahrens das Deutsche Sportabzeichen – mindestens in Bronze – nachgewiesen werden.
Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Die Hälfte hiervon ist Blockunterricht mit theoretischer Ausbildung an einer der Schulen des Zolls in Plessow und Sigmaringen. Die übrigen zwölf Monate verbringen die Nachwuchsbeamten in den verschiedenen Arbeitsbereichen beim Ausbildungshauptzollamt, unterbrochen von praxisbezogenen Lehrveranstaltungen und Arbeitsgemeinschaften. Der Zoll bietet im mittleren Dienst die Besonderheit, sich gezielt für die Tätigkeit auf einem Zollboot zu bewerben.
Seemännische Berufe für Tätigkeit auf Zollbooten
Hierfür müssen Bewerber nautische oder technische Befähigungszeugnisse (Patent) nachweisen. Außerdem gibt es verschiedene militärfachliche Ausbildungen, die der Zoll als gleichwertig anerkennt. Die Zollverwaltung verfügt derzeit über 28 Schiffe auf Nord-, Ost- und Bodensee sowie fünf im Hamburger Hafen.
Die Ausbildung im gehobenen Dienst ist als dreijähriges duales Studium organisiert. Dieses gliedert sich in 18 Monate Studienabschnitte und 18 Monate Praktikumszeit. Die Studienabschnitte finden an der Hochschule des Bundes in Münster statt. Die Praktikumszeit dient dem Kennenlernen der Abläufe im Ausbildungshauptzollamt. Auch im gehobenen Dienst werden praxisbezogene Lehrveranstaltungen und Arbeitsgemeinschaften angeboten. Zusätzlich ist fachlicher Fremdsprachenunterricht in Englisch Teil der Ausbildung. Für diese Laufbahn wird die vollständige Fachhochschulreife oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsabschluss vorausgesetzt.