Schifffahrt im digitalen Umbruch

Die Schifffahrt durchlebt ungewöhnlich schwierige Zeiten.

„Deutschland muss darum kämpfen, weiterhin zu den wichtigsten Schifffahrtsstandorten weltweit zu gehören – die Voraussetzungen dafür sind grundsätzlich gut“, sagte Prof. Dr. Max Johns im Rahmen seiner Antrittsvorlesung vor 120 Teilnehmern zum Thema „Schifffahrt im globalen Wettbewerb“ kürzlich an der HSBA Hamburg School of Business Administration. Deutsche Reeder haben in den vergangenen Jahren 17 Prozent ihrer Flotte verloren – und viele Anleger ihr Kapital.

Für die Zukunft sieht Johns dagegen großes Potenzial, das sich durch die Digitalisierung in der Schifffahrt ergäbe und das deutsche Reedereien für sich nutzen sollten. Die Autoindustrie mache es bereits vor. Immer mehr Menschen gehe es nicht um ein prestigeträchtiges Auto vor der Tür, sondern darum, mit Carsharing von A nach B zu kommen. „Es sind nicht Transportmittel gefragt, sondern logistische Systeme“, so Johns, „das gilt auch für die Schifffahrt“. Hinzu komme, dass es durch die Digitalisierung technisch kein Problem sei, das System Schiff von einer Zentrale an Land aus zu überwachen. Der HSBA-Professor ist sich sicher: „In Zukunft brauchen wir weniger technisches Know-how auf den Ozeanen, sondern mehr an Land.“

Schon heute werden auf jedem einzelnen Schiff ex trem viele Daten gesammelt, die jedoch meist ungenutzt bleiben. „In den nächsten zehn Jahren wird sich entscheiden, wer an die Daten kommt und für Geschäfte nutzbar macht“, betonte Johns. Ähnlich wie bei den Autobauern, die mit Google konfrontiert werden und aufpassen müssen, in ein paar Jahren nicht auf die Rolle als Hardwareprovider reduziert zu werden, während andere mit intelligenten Mitteln aus dem Datenmaterial Gewinn erzielen. Einige Reedereien nutzen die Chancen einer sinnvollen Datennutzung schon für sich. AIDA-Schiffe beispielsweise sind bereits mit tausenden Sensoren ausgestattet, die Daten sammeln. So können Ressourcen geschont und Effizienzsteigerungen erzielt werden.

Innovationspotenzial

Johns ist fest davon überzeugt: „Deutschland hat hervorragende Voraussetzungen, bei der Digitalisierung der maritimen Wirtschaft eine entscheidende Rolle zu spielen.“ Zum einen biete die Zusammenarbeit mit Einrichtungen wie dem Fraunhofer Institut hervorragende Möglichkeiten, das Innovationspotenzial für deutsche Reedereien zu nutzen. Zudem sei das Digital Innovation Lab @ HSBA für maritime Unternehmen eine gute Möglichkeit, losgelöst vom Tagesgeschäft eigene digitale Projekte zu entwickeln. „Die Schifffahrt erlebt zurzeit ihren nächsten großen Anpassungsschub“, so Johns. „Im nächsten Schritt wird sich der Schifffahrtsstandort Deutschland noch weiter internationalisieren. Dabei kann die HSBA die maritimen Unternehmen unterstützen.“ FBi

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