Mit dem Nachwuchs auf großer Fahrt

Detlef Gründel ist Ausbilder bei Hapag-Lloyd mit Leib und Seele. Er bereitet auf der „Chicago Express“ regelmäßig Auszubildende auf das Leben an Bord vor.

Wenn der Kapitän (57) seinen Dienst auf der „Chicago Express“ antritt, begrüßt er neben der Stamm-Crew regelmäßig 15 weitere junge Mannschaftsmitglieder an Bord. Der 8750-TEU-Frachter ist eines von zwei modernen Ausbildungsschiffen für Offiziersassistenten und Schiffsmechaniker in der Hapag-Lloyd-Flotte. Bis zu vier Monate lang werden die Auszubildenden im Tagesbetrieb und auf einem zusätzlichen Ausbildungsdeck geschult, während das Schiff zwischen Europa und Asien fährt. „Die Doppelfunktion ist eine Herausforderung und nie langweilig“, sagt Gründel, der seine Karriere bei Hapag-Lloyd vor knapp neun Jahren zunächst auf der „Paris Express“ begann. „Jetzt auf der ‚Chicago Express‘ macht es extrem viel Spaß, mit dem Nachwuchs zu arbeiten. Alle sind hoch motiviert und sehr begeisterungsfähig, und man muss selbst als alter Hase immer wieder sein Wissen hinterfragen und erneuern. Das ist sehr spannend.“

Ihn selbst hat die Seefahrt schon früh fasziniert: Aufgewachsen in Frankfurt am Main, verbrachte er als Kind seine Ferien regelmäßig bei den Großeltern in Bremerhaven und im niedersächsischen Brake. „Mein Großvater war Schiffskoch, mein Onkel Schiffsingenieur – so viel Seemannsgarn hat mir als Knirps natürlich imponiert“, erinnert sich der Kapitän. „Vielleicht habe ich deshalb schon mit sechs Jahren am Weserufer beschlossen, einmal selbst zur See zu fahren.“

Er hielt an diesem Berufsziel fest: Bis zu seinem ersten Praktikum an Bord eines Küstenmotorschiffs dauerte es zwar noch elf Jahre, doch dann ging es schnell voran. Abitur, Ausbildung zum Nautischen Offiziersassistenten (NOA) bei der Reederei DDG Hansa in Bremen und anschließendes Nautikstudium. Es folgten erste Einsätze bei kleineren Reedereien, und 1986 hatte Detlef Gründel bereits sein Kapitänspatent in der Tasche. Zwei Jahre später, im Alter von 31 Jahren, wurde er Kapitän. „Dann wechselte ich meiner Familie zuliebe für zwölf Jahre an Land, ohne jedoch dem Element Wasser untreu zu werden“, sagt er. Sei es als Seefrachtleiter einer Spedition in Hannover, als Geschäftsstellenleiter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Stuttgart oder in Hamburg als Leiter einer der drei Segelschulen des Deut- schen Hochseesportverbandes Hansa (DHH).

Als seine vier Kinder erwachsen waren, kehrte Gründel 2002 zur Seefahrt zurück. „Mich fasziniert besonders das friedliche Miteinander so vieler Menschen unterschiedlicher Nationalitäten auf engstem Raum. Es ist eine eigene Welt, die viele Probleme an Land relativiert und mich zu Hause ruhiger und toleranter macht“, sagt Gründel, der heute mit seiner Frau im Schwarzwald lebt.

Neben der Seefahrt ist Sport seine Leidenschaft. „An Bord mangelt es dank der Auszubildenden nie an Gegnern für eine Partie Tischtennis“, so Gründel. An Land stehen dann eher richtiges Tennis oder ein Tag auf der Skipiste in seinem Terminkalender. Oft zieht es ihn jedoch auch in seiner Freizeit aufs Wasser: Bereits mit 14 war er als Hochleistungssportler im Rudern erfolgreich, und noch heute sitzt er gern mit den Kameraden von damals im Achter und legt sich gemeinsam in die Riemen. Anfang der 80er Jahre verstärkte er schon das Hapag-Lloyd-Ruderteam in Bremen und feierte damals einige wichtige Regatta-Siege. „Heute gehe ich aber am liebsten mit meiner Familie im Mittelmeer segeln – Wasser ist einfach mein Element.“ FBi

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