Für „Frau Kapitän“ passt einfach alles

Ein Lebenstraum hat sich für Nicole Langosch erfüllt: Kapitänin auf einem Cruise-Liner, Foto: Aida Cruises

Das ist „ihr“ Schiff: die „AIDAsol“, hier in Norwegen, Foto: Arndt
Frauen in der Schifffahrt. Das ist eigentlich kein Thema mehr. Und doch: Eine „Frau Kapitän“ auf der Brücke eines Kreuzfahrtschiffes, das ist nicht der Regelfall. Noch nicht.
Das deutsche Kreuzfahrtunternehmen Aida Cruises, das sich gern als Trendsetter sieht, zum Beispiel auf dem Gebiet umweltfreundlicher Antriebe, schafft mit seiner ersten Kapitänin in ihrer Flotte Fakten.
Nicole Langosch, ausgebildete Nautikerin, schreibt ein Stück Firmengeschichte in dem mittlerweile zum US-Konzern Carnival Cruises gehörenden Unternehmen. „Ich bin mir bewusst, dass ich von allen Seiten beäugt werde“, räumt Langosch ein.
Sie übernahm jetzt im Hafen von Gran Canaria als erste Deutsche das Kommando über das Kreuzfahrtschiff „AIDAsol“ (IMO 9490040). In dieser Funktion trägt sie die Verantwortung für rund 2200 Passagiere und 630 Besatzungsangehörige an Bord des 2011 gebauten Luxusliners.
Seit mittlerweile zehn Jahren ist Langosch für die Reederei mit der „Kussmund“-Flotte tätig, die aktuell zwölf Einheiten umfasst, jedoch in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. So bekommt die von Rostock aus geführte Reederei in wenigen Monaten beispielsweise die weltweit ersten, nur mit LNG-Antrieb fahrenden Cruiser.
Als Langosch vor fünf Jahren ihr Kapitänspatent erhielt, war ihr klar: „ Ich will jetzt auch den letzten Schritt gehen. Ich will ‚Chef‘ auf einem Aida-Schiff werden.“ Ihre Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit blieb nicht ohne Folgen. Heute sagt sie: „Ich bin stolz, das erreicht zu haben.“
Negative Erfahrungen, etwa als Frau in der weiterhin sehr Männer-geformten maritimen Welt nicht für voll genommen zu werden, habe sie aber nicht gemacht. im Gegenteil: „Ich habe immer die volle Akzeptanz bekommen“, erklärt sie.
Dabei hilft ihr auch die Art ihres Umgangs mit Menschen. Sie sagt über sich: „Ich bin direkt und zielstrebig und habe sehr klare Vorstellungen davon, wie etwas laufen soll.“
Gleichzeitig lege sie einen gesteigerten Wert auf Teamarbeit, frei nach dem Motto: „Wir sitzen alle in einem Boot.“ Und das kann man auch auf einem über 250 Meter langen Luxusliner wörtlich nehmen. An Bord gibt es etwas wie einen besonderen „Schiffsrat“. In diesem Gremium werden wichtige Themen beraten und zur Entscheidungsreife geführt. Doch auch das ist klar: „Die letzte Entscheidung treffe halt ich.“
So sieht es im Übrigen generell die Rolle des Kapitäns vor, überall auf der Welt, ganz gleich, ob auf einem Cruise-Liner, einem Bulker, Tanker oder einem anderen Schiffstyp.
Langosch ist nicht nur die bislang einzige deutsche Kapitänin auf einem Kreuzfahrtschiff, sondern auch für andere Bereiche der Schifffahrt in der Minderheit. Von aktuell 1032 deutschen Kapitänen sind nämlich gerade einmal 14 Frauen.
„Die Schifffahrt galt über Jahrhunderte als reine Männerdomäne“, unterstreicht Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg. Und weiter: „Dieses traditionelle Bild erfährt einen Wandel, den wir sehr begrüßen.“
Der VDR ermutige Frauen ausdrücklich, Bordberufe zu erlernen und auch auszuüben. Das stellt Nagel auch klar: „Männer und Frauen werden je nach ihrem Rang an Bord völlig gleich entlohnt.“
Für die „AIDAsol“-Kapitänin muss „ Job in die Lebensphilosophie passen“. Sie habe den Beruf in dem Wissen ergriffen, dass die Vereinbarkeit mit Familie auf See sicher um einiges problematischer sei als in anderen Tätigkeiten.
Immerhin: Moderne Kommunikationsmittel machten es heute einfacher, mit der Familie und den Freunden in Kontakt zu stehen. Die Frage nach Ehe und Familie beantwortet die selbstbewusste Nautikerin klar: „Im Augenblick habe ich den besten Job für mich gefunden und richtig viel Spaß dabei. Es passt alles.“ EHA/dpa
Die Reederei Aida Cruises, Bestandteil des Carnival-Konzerns in den USA, hat in Deutschland einen wichtigen Anteil am Erfolg der Kreuzschifffahrt. Von Rostock aus geführt, gehören heute zwölf Schiffe mit mehr als 25.000 Betten in den Kabinen zur weiter wachsenden Flotte. Etwa 11.400 Mitarbeiter aus 40 Ländern arbeiten für das Unternehmen, davon rund 10.000 Personen an Bord der Schiffe und 1.400 Mitarbeiter in der Landorganisation. Und das sind ein paar Highlights aus der 22-jährigen Firmengeschichte. EHA
meilensteine der Aida cruises-reederei
21.02.2017 - Erster Stahlschnitt für das weltweit erste LNG-Kreuzfahrtschiff auf der Meyer Werft in Papenburg
07.06.2016 - 20 Jahre Aida
14.03.2016 - Aida Cruises übernimmt neues Flaggschiff „AIDAprima“
08.10.2013 - Name des ersten Schiffs der neuen Aida-Generation veröffentlicht
12.05.2012 - Taufe „AIDAmar“ in Hamburg
12.08.2010 - Bekanntgabe über 10. Bestellung
05.07.2008 - Aida Cruises begrüßt 1,5-millionsten Gast
20.04.2007 - Taufe „AIDAdiva“ in Hamburg
25.08.2006 - Eine Million gereiste Passagiere
03.03.2006 - Kiellegung von „AIDAdiva“
04.05.2002 - Taufe von „AIDAvita“
07.06.1996 - Taufe des Clubschiffs „AIDA“
Quelle: Reedereiangaben