Simulator kommt Realität noch näher
Das Maritime Zentrum (MZ) der Hochschule Flensburg hat jetzt eine umfassendes Aufwertung des Schiffsführungssimulators durchgeführt. Unter anderem wurde die Visualisierung komplett erneuert.
Heute sind mehr Schiffe auf den Weltmeeren unterwegs als je zuvor, ausgestattet mit modernster Technik. „Da ist eine gute und umfassende Ausbildung unserer Studierenden unerlässlich“, sagte MZ-Leiter Prof. Dr. Pawel Ziegler. Besonders wichtig sei hier die simulatorbasierte Ausbildung, in der außer der Bedienung der einzelnen Geräte wie beispielsweise Radar und ECDIS (Electronic Chart Display and Information System) auch die praktische Anwendung der Kollisionsverhütungsregeln (KVR), Manövrieren mit verschiedenen Schiffstypen oder aber Notfallmanagement und Bridge-Team-Management vermittelt werden. „Gerade hier ist zur Vorbereitung auf den Berufseinstieg der künftigen Wachoffiziere eine aktuelle und realistisch darstellende Ausstattung wichtig“, so Ziegler.
Beim Upgrade wurde die komplette zur Visualisierung benötigte PC-Hardware erneuert, die zuvor hierfür genutzten 34 Computer durch 20 neue Arbeitsstationen ersetzt. „Die hohe Leistungsfähigkeit der neuen Systeme ermöglicht hier einen vollwertigen Ersatz bei bedeutend geringerem Hardwareeinsatz und dennoch ausreichend vorhandenen Leistungsreserven für zukünftige Erweiterungen“, nennt Ziegler als Vorteil. Für die Ausstattung der Brücken wurden außer Digitalkompassen auch Controller für die Bedienung der Bow-/Sternthruster integriert. Wobei im Sinne einer möglichst realistischen Ausstattung Echt-Hardware, also Anzeigen und Bedienelemente wie sie auch auf realen Schiffen im Einsatz sind, verwendet wurden.
Auch turnusmäßige Servicearbeiten wie der Austausch der Projektorlampen und die Kalibrierung des Sichtsystems wurden durchgeführt. Viele dieser Wartungs- und Modernisierungsarbeiten führt die Hochschule inzwischen selbst durch. „Die dabei teilweise eingesparten Ausgaben können so effizient für weitere Modernisierungsmaßnahmen eingesetzt werden und kommen damit den Studierenden zugute“, begründet Ziegler.
Verbesserte Wettersimulation
Hinsichtlich der Software zählen die nun vorhandenen PhysX-Elemente zu den wichtigsten Neuerungen. Sie führen zu einer realistischeren Interaktion des Schiffes mit anderen Einheiten und der Umwelt. Weitere Verbesserungen in den Licht-, Schatten- und Nebeleffekten ermöglichen nun ein Fahren bei beispielsweise verminderter Sicht. Ergänzt und ermöglicht wird dies durch Einsatz der neuen Grafik-Engine Seagull 6000.
Um die im Simulator bereits vorhandenen Trainingsmöglichkeiten weiter auszubauen, wurde auch ein Eis-Modul integriert. Die Bandbreite dieses Moduls deckt dabei alles von der einzelnen Eisscholle bis hin zum flächendeckenden Eisfeld oder Eisberg ab. Zusammenarbeit mit Eisbrechern, das Fahren im eisfreien Kanal oder Anlegemanöver im Eis sind einige der Trainingsmöglichkeiten. „Somit können unsere Studierenden künftig über das Navigieren und Manövrieren der unterschiedlichsten Schiffstypen in verschiedensten Seegebieten hinaus auch in Umweltbedingungen nahezu aller Jahreszeiten und Wetterlagen ausgebildet werden“, freut sich Ziegler.
Ein weiterer Vorteil: Jetzt besteht auch die Möglichkeit, sich mit anderen Simulatoren zu vernetzen. Im Rahmen des Forschungsprojektes STM (Sea Traffic Management), an dem die Hochschule Flensburg ebenfalls beteiligt ist, wird dieses Feature zum weiteren Ausbau des EMSN (European Maritime Simulator Network) genutzt, um Simulatoren in Europa miteinander zu verknüpfen und großdimensionierte Übungen mit mehr als 30 an den einzelnen Standorten real besetzten Simulatorbrücken zu fahren. Über die Projektarbeit hinaus lassen sich hier nun auch in Kooperation mit anderen Hochschulstandorten in Europa gemeinsame Simulator-Übungen umsetzen. „Da hier quasi jedes Schiff von Studierenden gesteuert wird und auch mit den einzelnen Schiffen kommuniziert werden kann, bietet dies den Studierenden die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Situationen auf See realitätsnah im Simulator erfahren zu können“, so Ziegler.
Weitere Maßnahmen in Planung
Als Ergebnis dieses umfangreichen Upgrades ist der Schiffsführungssimulator am Maritimen Zentrum der Hochschule Flensburg „State of the Art“ in der maritimen Simulationstechnik, lautet das Fazit des MZ-Leiters. Weitere Ausbaumaßnahmen befänden sich bereits in Planung. Offshore inklusive DP (Dynamic Positioning) und Erhöhung der Projektionsauflösung zur detaillierteren Darstellung, nennt Ziegler als Beispiele. fab