Schifffahrtsgrundkurs für Quereinsteiger

Eine Basisschulung als Starthilfe für Quereinsteiger in der Schifffahrt – wie erfolgreich diese Idee sein kann, bewies jetzt das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN).

Mit mehr als 50 Anmeldungen war das zweitägige Seminar bereits in kürzester Zeit ausgebucht. Die Teilnehmer stammten dabei aus ganz verschiedenen Branchen, darunter auch Vertreter von IT- und Ingenieur-Dienstleistern, Kabelherstellern sowie Journalisten. Neben dem schifffahrtsfremden Publikum fanden sich auch zahlreiche Quereinsteiger von Reedereien, Maschinen- und Schiffbauern sowie den Bundesämtern zu dem Kompaktseminar „Basisschulung Maritime Wirtschaft“ ein. An zwei Tagen sollte dem vielschichtigen Publikum dann ein fundiertes Grundwissen der Branche vermittelt werden.

Das Besondere dabei: Das MCN-Seminar wurde in Kooperation mit der Kieler Werft German Naval Yards und der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA) ausgerichtet. Die fachliche Expertise der zahlreichen Referenten (s. Kasten) wurde so durch Wissen „zum Anfassen“ ergänzt. Denn German Naval Yards präsentierte sich am ersten Semi nartag nicht nur als Gastgeber, sondern lud auch zu einer knapp zweistündigen Führung über das Werft gelände ein.

Auch die HSVA bot zahlreiche interessante Einblicke in die eigene Arbeitswelt und verdeutlichte, wie wichtig die Vorbereitung im Schiffbau sein kann. Denn oftmals gehe es um einige Millimeter, wie etwa bei der Form eines Schiffsrumpfs oder der Oberfläche eines Propellers.

Bei der HSVA werden konzipierte Schiffsdesigns maßstabsgetreu nachgebaut und in den jeweils mehrere hundert Meter langen Testbecken erprobt. Dank des „Eiskanals“ ist die HSVA in der Lage, auch arktische Bedingungen zu simulieren.

Neben solch praktischen Einblicken wurde es im Übrigen wieder theoretisch, aber nicht weniger anschaulich. Dafür sorgten die Branchenexperten, die MCN-Projektleiterin Lina Harms für die Basisschulung gewonnen hatte. Die Referenten deckten dabei Themen wie: Akteure der Schifffahrt, Schiffstechnik, Chartering sowie die Regulierungsinstitutionen der maritimen Wirtschaft ab. So gelang es den Praktikern, den Branchen-„Neulingen“ wichtige Grundlagen kompakt zu vermitteln. Dabei halfen im Besonderen die vertiefenden Einzelgespräche nach den jeweiligen Vorträgen, bei denen individuelle Fragen beantwortet werden konnten.

Ein besonderer Höhepunkt erwartete die Teilnehmer zum Ende der Veranstaltung. Mit Dagmar Klenk (Reederei Harmstorf & Co. Thomas Meier-Hedde GmbH & Co. KG), Hans-Jörg Simon (Hansa Heavy Lift) und Simon Kosog (Safmarine) standen drei Reederei-Vertreter aus Linien- und Tramp-Unternehmen in eine Fragerunde Rede und Antwort. Großes Interesse bestand dabei, die grundliegenden Unterschied e zwischen den beiden Reederei-Typen in Hinblick auf beispielsweise das Tagesgeschäft, die Vorausplanung und den Umgang mit Zulieferern zu verstehen. Auch das wichtige Thema der Schwefelemissions-Obergrenze in 2020 beziehungsweise 2025 wurde bezüglich Planbarkeit und Relevanz für das eigene Unternehmen diskutiert.

Trotz eines sehr straffen Zeitplans hatten die Seminarteilnehmer über die Gesamtveranstaltung hinweg genügend Freiraum, um sich besser kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen. Denn auch das ist ein Teil der Zielsetzung des MCN: das Zusammenbringen von Menschen in der maritimen Wirtschaft.

Das Publikum der Basisschulung fühlte sich im Seminar gut aufgehoben und war begeistert von dem kompakten Fachwissen. „Der Balance-Akt zwischen Oberfläche und Tiefe ist geglückt“, freute sich Mathias Wolff (Armaturen-Wolff GmbH & Co. KG). Seine Kollegin Tanja Pulß lobte vor allem das Zeitfenster. Am zweiten Tag habe zwischen den Beteiligten eine Vertrautheit geherrscht, die offene Gespräche ermöglichte.

Referent Prof. Dr. Stefan Krüger (Technische Universität Hamburg-Harburg) bezeichnete die Basisschulung als optimale Plattform, „um Verständnis zu schaffen“.

Harms wertet die Veranstaltung ebenfalls als Erfolg. „Ich freue mich vor allem über die hochrangigen Referenten, die bereit waren, diesem breiten Publikum ihr Fach- und Praxiswissen zu vermitteln.“ Sie hätten es außerdem verstanden, die vielschichtige Zuhörerschaft abzuholen und in ihre Themen einzuführen. Der Erfolg des als „Pilotprojekt“ deklarierten Seminars „ist allen voran der Unterstützung durch die Referenten zu verdanken“, so Harms.

Die Möglichkeit einer Folgeveranstaltung schloss sie derweil nicht aus.

Das Maritime Cluster Norddeutschland wurde 2011 gegründet, um die Zusammenarbeit in der norddeutschen maritimen Branche zu stärken. Heute zählt das MCN rund 280 Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu seinen Mitgliedern. ger

Referenten im Überblick

Frank Nicolai (Alpers Wessel Dornbach) und Monique Giese (KPMG) über die

Schifffahrtsmärkte

Hans-Jörg Simon (Hansa Heavy Lift), Jens Knudsen (Sartori & Berger) und Ortwin Harms (Lübecker Hafen-Gesellschaft) über die

Akteure der Schifffahrt

Jens Michael Priess (Skuld Germany) über das

Chartering

Jörg Kaufmann (BSH), Dr. Jan Backhaus (Dabelstein & Passehl) und Hajo Gerkens (DNV GL) über die

Regulierungen in der maritimen Wirtschaft

Andreas Lentfer (Raytheon Anschütz), Michael Domeyer (SMK Ingenieurbüro), Prof. Dr. Stefan Krüger (TUHH), Dr. Tilmann Greiner (MAN B&W Diesel), Mathias Pein (Otto Piening GmbH) und Carsten Löhmer (Loewe Marine) über

Schiffbau

und

Schiffstechnik

Dagmar Klenk (Reederei Harmstorf & Co. Thomas Meier-Hedde GmbH & Co. KG), Hans-Jörg Simon (Hansa Heavy Lift) und Simon Kosog (Safmarine) im Interview über die

Unterschiede zwischen Linien- und Trampreedern

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