Noch viele offene Lehrstellen in Hamburg

Wenn im August die ersten Ausbildungsbetriebe und ihre Auszubildenden in ein brandneues erstes Lehrjahr starten, dürfte vieles durch die andauernde Covid-19-Pandemie und all ihre Folgen geprägt sein. Doch schon jetzt ist absehbar, dass die mit dem Virus einhergehende Unsicherheit den von der Wirtschaft immer wieder thematisierten Mangel an Fach- und Nachwuchskräften weiter verschärft. Denn wie die Handels- und Handwerkskammern Hamburg am Donnerstag mitteilten, ist die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen.

Den Angaben zufolge verzeichnete die Handelskammer mit Stand vom 30. Juli 5778 neue Verträge, die Handwerkskammer 1577. Das sind 20,6 respektive 16,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Besonders stark betroffen seien Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Veranstaltungen – eben einige der Wirtschaftszweigen, die von den Auswirkungen der Pandemie am stärksten getroffen wurden.

Andererseits lassen die Zahlen der Kammern aber auch darauf schließen, dass der Rückgang nicht notwendigerweise auf eine mangelnde Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen zurückzuführen ist. So hieß es weiter, dass die Handelskammer zum Stichtag noch 821 offene Ausbildungsplätze verzeichnete, das seien 10 mehr als vor einem Jahr. Und auch bei der Handwerkskammer seien noch 546 freie Lehrstellen gezählt worden – wenngleich das 251 weniger sind als im Vorjahr.

Dementsprechend rechnen die Kammern in den kommenden Wochen noch mit Bewegung im Ausbildungsmarkt. Durch den Corona-Stillstand verzögerten sich die Aktivitäten im Ausbildungsbereich um mindestens zwei Monate, heißt es dort. Ein Ausbildungsbeginn in diesem Jahr sei noch bis in den Oktober hinein möglich.

„Die Folgen der Corona-Pandemie treffen auch den Ausbildungsmarkt. Viele Betriebe halten aber auch in der Krise an der dualen Berufsausbildung fest“, sagte Astrid Nissen-Schmidt, Vizepräses der Handelskammer. „Wichtig ist jetzt, dass sich die jungen Leute auf die noch freien Ausbildungsplätze bewerben, denn sie werden jetzt und vor allem nach der Krise dringend gebraucht.“ Handwerkskammer-Präsident Hjalmar Stemmann stimmte zu: „Kein Bewerber muss befürchten, dass eine Bewerbung nach dem 1. August keinen Sinn mehr hat.“

Trotzdem: Die vielen noch offenen Stellen sind ein Problem, dass nach Ansicht der Kammern unbedingt angegangen werden muss. Demnach sei die Zahl der Bewerbungen in diesem Jahr stark zurückgegangen. Als Hauptgründe sehen sie die Verunsicherung junger Menschen, weil es keinen Berufsorientierungsunterricht an den Schulen, weniger Praktika und Vorstellungsgespräche in den Betrieben sowie keine Präsenzveranstaltungen der Kammern für Bewerber und Betriebe gegeben habe.

Zwar hätten die Kammern eine Reihe Digital-Angebote für Schulabgänger auf die Beine gestellt. Aber dass in den Schulen die Berufsorientierung und Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche in der Krise ins Hintertreffen geraten seien, wiege schwer.

Vielleicht können für das beginnende Ausbildungsjahr noch Azubi-Speed-Dating-Veranstaltungen helfen, die am 18. September in der Handwerks- und am 22. September in der Handelskammer unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln stattfinden.  ger

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