Marine sucht qualifizierten Nachwuchs für die U-Boote
Der aus dem Amt scheidende Kommandeur des einzigen deutschen U-Bootgeschwaders, Fregattenkapitän Jens Grimm, sieht weiterhin Probleme bei der Nachwuchsgewinnung.
"Die Personalsituation im Bereich U-Boote ist angespannt", sagte Grimm im Marine-Stützpunkt Eckernförde. Dank verstärkten Werbens "haben wir das Tal der Tränen durchschritten". Trotz größeren Zulaufs sei die Situation noch nicht befriedigend. "Ich bin aber sicher, dass es unter 80 Millionen Menschen in Deutschland 200 geeignete Männer und Frauen gibt, die sich für den Dienst auf unseren U-Booten begeistern lassen", sagte Grimm.
Der 45-Jährige übergibt am 2. April das Amt als Kommandeur des ersten U-Bootgeschwaders an Fregattenkapitän Lars Johst. Grimm wechselt ins Verteidigungsministerium und übernimmt dort Aufgaben im Bereich der Personalplanung. Die deutsche Marine hat zurzeit fünf U-Boote, ein sechstes wird derzeit erprobt und dürfte bis zum Jahresende in Dienst gestellt werden. Mehr U-Boote sind nicht geplant.
Die Marine will insgesamt sieben 28-köpfige U-Boot-Crews und eine weitere Crew für Werftaufenthalte der sechs Boote aufstellen. Es fehlen aber bisher genügend Bewerber - insbesondere im IT- und Elektronikbereich. "Fällt bei einer so kleinen Crew ein Spezialist aus, kann das bedeuten, dass ein Boot dann nicht einsetzbar ist", sagte Grimm.
Verschiedene Gründe
Als Ursache für den Bewerbermangel nannte Grimm mehrere Gründe - äußere Umstände, Fachkräftemangel, wenig ausgeprägtes maritimes Verständnis jenseits der Küstenregionen. "Natürlich interessieren sich auch junge Leute in Süddeutschland für die Marine - aber das sind zu wenige." Der Beruf sei "nicht alltäglich". Er biete die Möglichkeit, auch die persönlichen Grenzen und die Bedeutung von Teamarbeit zu erfahren, "sich auf andere Menschen einzulassen und ihnen möglicherweise sogar das eigene Leben anzuvertrauen".
Die Initiative von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), den Soldatenberuf insgesamt familienfreundlicher zu machen, geht nach Ansicht von Grimm "genau in die richtige Richtung". Es gehe nicht ausschließlich um die Bezahlung. Die meisten Soldaten empfänden den Dienst an Bord und Seefahrten - auch wenn sie sehr lange dauern - attraktiv, spannend und als Herausforderung. Nachholbedarf sieht Grimm bei den Rahmenbedingungen, wenn die Besatzungen im Heimathafen sind: "Hier müssen die Soldaten von Administration entlastet werden und die Möglichkeit erhalten, ihre Freizeit planerisch und perspektivisch besser gestalten zu können."
Kritik wegen angeblich mangelhafter Einsatzfähigkeit der U-Boote wies Grimm zurück. Es sei völlig normal, dass auch U-Boote in Zyklen - nach einer gewissen Einsatzdauer - in die Werft zur Instandsetzung müssten. Daher schwanke die Zahl der einsatzfähigen Boote zwischen drei und vier. "Die Marine hat sich verpflichtet, zwei Boote dauerhaft einsatzfähig zu halten - und diese Selbstverpflichtung wird auch erfüllt. Wir nehmen unsere Nato-Verpflichtungen wahr und erfüllen darüber hinaus auch noch weitere Einsatzaufgaben."
Überschaubare Aufgaben
Größere U-Boote als die bisherigen vom Typ 212 A mit 1700 Tonnen hält Grimm zurzeit nicht für notwendig. "Für die Aufgaben, die wir im Lastenheft stehen haben, sind unsere Boote im Moment ausreichend." Sicherlich müssten die maritimen Herausforderungen in der weiteren Zukunft überprüft werden - die 212er-Boote haben eine Einsatzdauer von 30 Jahren und sind seit 10 Jahren im Dienst. "Nach wie vor liegt die Ostsee im Fokus unserer Interessen. Mit viel größeren U-Booten als unseren ist ein sinnvoller Einsatz dort nicht möglich. Wir müssen stets einen Mittelweg finden zwischen Größe und Einsatzgebiet."
Die Notwendigkeit der U-Boote skizzierte Grimm mit dem gewachsenen Aufgaben-Portfolio. Ein U-Boot sei ein weltweit einsetzbares Seekriegsmittel. "Seine Stärke liegt in der Unentdecktheit, und hier kann es im gesamten Spektrum maritimer Einsätze auch mit anderen Marineeinheiten wirken." Es könne Aufklärungsergebnisse zum Lagebild im maritimen Raum beitragen, seine klassische Waffen wie Torpedos einsetzen oder auch Spezialkräfte absetzen. Die neuere Version der 212-er U-Boote habe hierfür noch erweiterte Fähigkeiten. Das werde auch trainiert. Ob es bereits Einsätze mit Spezialkräften gab, dazu äußerte sich Grimm nicht. dpa/pk