Lotsen in großer Sorge um Nachwuchs

Es ist ein Beruf, der mit einer großen Verantwortung verbunden ist: der Lotse.

Von Ben Lodemann, Ältermann der Lotsenbrüderschaft Elbe

Der Zulauf zu und das Manövrieren in den deutschen Häfen, somit auch das Florieren der deutschen Wirtschaft in den Bereichen Im- und Export, wird durch die dauerhafte Verfügbarkeit der deutschen Lotsen in der heutigen Form ermöglicht.

In Deutschland sind die Lotsen in sieben Bundeslotsenbrüderschaften zusammengeschlossen, die jeweils bestimmte Reviere betreuen. Hinzu kommen zwei sogenannte Hafenlotsenbrüderschaften, und zwar für Hamburg und für Bremerhaven.

Der aktuelle Weg zum Lotsen beginnt auf jeden Fall mit dem Erwerb des Patentes „STCW“ und dem entsprechenden Eintrag des „Management Level; Limitation: none“.

Derzeit können sich Inhaber des oben genannten Patentes dann für die Lotsenbrüderschaft NOK I (Brunsbüttel) bewerben, um im Rahmen einer sechsmonatigen lotsenspezifischen, praxisorientierten Grundausbildung die Berechtigung zur Zulassung zum Seelotsenanwärter zu erwerben.

Für die Zulassung zu allen anderen Brüderschaften ist eine Fahrtzeit von „24 Monaten innerhalb der vergangenen fünf Jahre in einer dem Befähigungszeugnis entsprechenden Position“ notwendig.

Durch diese Vorbildung der Lotsenbewerber ist die Fachkunde gewährleistet. Die Ortskunde wird durch eine sich dann in der jeweiligen Brüderschaft anschließende, achtmonatige Ausbildung als Aspirant geschult. Nach Abschluss der Ausbildung erfolgt eine Prüfung vor der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) mit anschließender Bestallung für das jeweilige Revier, in dem die Ausbildung stattfand.

Danach werden die neu bestallten Lotsen für kleine Fahrzeuge eingesetzt. Im Rahmen der auf dem jeweiligen Revier gewonnenen Erfahrung werden sie dann in den Größen der zu lotsenden Schiffe nach oben gestuft, bis sie nach vier oder fünf Jahren die Zulassung für Schiffe aller Größen bekommen.

Wie in allen anderen Bereichen der deutschen Wirtschaft macht sich auch im Lotswesen zunehmend der Fachkräftemängel bemerkbar – ebenfalls eine Folge des demografischen Wandels. Sicher ist: Auch bei den deutschen Lotsen steht so etwas wie ein Gene rationswechsel an.

Die bisher befahrenen Kapitäne, die in ihrem weltweiten Handeln als Schiffsführer ihre Kompetenzen erwarben, die sie – erweitert durch die lokale Ausbildung – an den Kapitän des beratenden Schiffes weitergeben, werden zukünftig ausbleiben.

Und immer häufiger passiert es, dass die Absolventen der nautischen Studiengänge als hoch qualifizierte Jungnautiker die Hochschulen verlassen und anschließend keine Bordanstellung bei heimischen Reedereien finden. Deswegen gehen sie allen Bereichen des nautischen Sekundärmarktes komplett verloren, da sie keine Möglichkeit bekommen, ihr Patent auszufahren. Das nautische Know-how geht Deutschland verloren, wenn hier nicht endlich konsequent gegengesteuert wird.

Insofern können die Jungnautiker über den bisherigen traditionellen Weg keine Grundlagen für den Lotsenberuf aufbauen, keine Kenntnisse erwerben, die sie befähigen würden, den verantwortungsvollen Beruf des Lotsen auszuüben.

Die Verkehrszahlen und die Schiffsgrößen – damit auch die Arbeitsbelastung in den Lotsrevieren – wachsen, während die Anzahl der Nautikstudenten und somit das Potenzial für dringend benötigten Nachwuchs in dramatischem Ausmaß zurückgeht. Die ständige Verfügbarkeit der Lotsen als Garanten des deutschen Im- und Exports ist auf diese Weise nicht aufrechtzuhalten. Um dieser Entwicklung zu begegnen, laufen derzeit gemeinsame Bestrebungen der Lotsen und der GDWS, um den Zugangsweg zum Lotsenberuf zu ändern und – wie das derzeit auch schon in anderen Ländern der Fall ist – die Lotsenausbildung auf weitestgehend „eigene Beine“ zu stellen.

Nur wenn die Initiative zur Neuregelung des Zugangs zum Lotswesen bei ihrer Umsetzung von allen zuständigen Seiten unterstützt wird und dadurch die ständige und qualifizierte Verfügbarkeit der Lotsen gesichert in Deutschland ist, können der Zulauf zu und das Manövrieren in den deutschen Häfen, somit auch die internationale Verbindung und der Warenverkehr Deutschlands, zukünftig gewährleistet bleiben.

Bis dahin bauen wir auf Nachwuchs über den traditionellen Weg und freuen uns über Ihre Bewerbung bei der GDWS.

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben