IHK-Ausbildung zum Kraftwerksrückbauer

Wie hier beim Zerlegen einer Altturbine im Kernkraftwerk Krümmel werden zum Rückbau Fachkräfte benötigt, Foto: Timo Jann

Wie hier beim Zerlegen einer Altturbine im Kernkraftwerk Krümmel werden zum Rückbau Fachkräfte benötigt, Foto: Timo Jann
Zum Schutz der Umwelt und der Menschen hat Deutschland den Ausstieg aus der Nutzung von Kernenergie und Kohle zur Stromerzeugung beschlossen. So soll das letzte deutsche Atomkraftwerk nach der am 6. August 2011 in Kraft getretenen Änderung des Atomgesetzes voraussichtlich Ende 2022 außer Betrieb gehen. Damit gehen – sobald die Anlagen frei von radioaktiv strahlenden Kernbrennstoffen sind – umfassende Rückbauarbeiten einher.
Die Neubrandenburger Industrie- und Handelskammer (IHK) hat jetzt eine Spezial-Ausbildung für neue Fachkräfte zum Rückbau von Atom- und Kohlekraftwerken aufgelegt. Ab 12. Oktober können sich Interessierte zur „Fachkraft für Kraftwerksrückbau (IHK)“ ausbilden lassen, wie das Schweriner Wirtschaftsministerium mitteilte. Diesen auf neun Monate angelegten Lehrgang gibt es dann erstmals in Deutschland. Zur Ausbildung gehören ein Theorieteil und Praktika bei mehreren Firmen wie in Lubmin (Vorpommern-Greifswald), wo der Rückbau des einst größten DDR-Kernkraftwerkes im bundeseigenen Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) seit 1995 gemeinsam mit dem Rückbau des kleineren Kraftwerkes in Rheinsberg läuft. 2006 wurde der letzte Castor-Behälter mit Kernbrennstoff der EWN ins benachbarte Zwischenlager Nord gebracht, das dort eingerichtet worden war, um den Rückbau des Atommeilers überhaupt zu ermöglichen. Ein weiteres Praktikum erfolgt im brandenburgischen Lübbenau (Oberspreewald/Lausitz). Teilnehmer müssen für die Ausbildung ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
Hintergrund der Ausbildung ist, dass für den nötigen Rückbau noch laufender Kernkraftwerke in Deutschland und später von Kohlekraftwerken Spezialisten gesucht werden. Viele Kraftwerksbetreiber stellen schon seit Jahren kein Personal mehr ein, so dass in einigen Jahren die Mitarbeiter mit Ortskenntnissen und speziellen Fähigkeiten, etwa im Bereich Strahlenschutz, fehlen werden. Handhabung und Zerlegung von Armaturen, Komponenten und Rohrleitungen der Kraftwerke sowie Dekontamination stehen auf dem Lehrplan, für den die TU Dresden und die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) in Cottbus Partner sind.
Der Rückbau der betroffenen Kraftwerke wird allein in Deutschland noch Jahrzehnte dauern. Es gibt noch Restlaufzeiten und auch der Rückbau für ein Atomkraftwerk wird mit etwa 15 Jahren veranschlagt. Perspektivisch dürfte Arbeit im Ausland auf die Experten warten. tja/dpa