Alle kurdischen Fähren-Besetzer wieder auf freiem Fuß

Nach der spektakulären Besetzung derHamburger Hafenfähre "Elbmeile" durch Anhänger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK müssen sich die Aktivisten wegen Nötigung und Freiheitsberaubung verantworten.Bis zum Freitag Abend wurden alle neun nach der Aktion in Polizeigewahrsam genommenen Besetzer wieder auf freiem Fuß gesetzt. Gegen sie werde jedoch weiter ermittelt, teilte die Polizei mit. 

Die vier Frauen und fünf Männer hatten den Ermittlungen zufolge am Donnerstag vom Kapitän verlangt, mit seiner Fähre, auf der fast 80 Passagiere waren, vom Kurs abzuweichen. Anschließend entrollten sie eine Fahne mit dem Bild des früheren PKK-Chefs Abdullah Öcalan. Die Aktion wurde von der Wasserschutzpolizei beendet. Verletzt wurde niemand. Die Informationsstelle Kurdistan bekannte sich zu der Aktion.

Fahrgäste hatten am frühen Abend gemeldet, dass die sechs türkischen Aktivisten im Alter von 16 bis 26 Jahren sowie die drei türkischstämmigen Deutschen im Alter von 19 bis 24 Jahren die Fähre "Elbmeile" unter ihre Kontrolle gebracht hätten und das Schiff manövrierunfähig auf der Elbe treibe. Acht der neun Aktivisten hätten sich im Führerhaus des Schiffes eingeschlossen und verbreiteten über Lautsprecher Propagandaparolen zur Freilassung Öcalans sowie weiterer in türkischen Gefängnissen inhaftierter Kurden.

Die Wasserschutzpolizei rückte nach den ersten Notrufen nach eigenen Angaben mit vier Schiffen aus. Unterstützt wurde sie an Land von 23 Streifenwagen sowie aus der Luft von einem Hubschrauber. Gleichzeitig sperrten die Beamten die vielbefahrene Elbe zwischen Köhlbrand und Mühlenberger Loch. Als die treibende Fähre mit einer Tonne zu kollidieren drohte und somit Passagiere gefährdet wurden, griff die Wasserschutzpolizei ein, ging mit zwei Schiffen längsseits und "bordete" die Fähre des 42-jährigen Kapitäns.

Alle neun Aktivisten ließen sich von der Polizei widerstandslos festnehmen - acht von ihnen im Führerhaus, einer an Deck, von wo er die Protestaktion vermutlich filmen sollte. Waffen wurden keine gefunden. Die 79 Passagiere wurden mit einem Polizeiboot zum Anleger Finkenwerder gebracht.

Die Informationsstelle Kurdistan, die sich zu der Aktion bekannte, sprach von einer Form zivilen Ungehorsams. "Wir wollten niemanden in irgendeiner Form Gewalt antun oder Schaden zufügen."

Nach Informationen der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft soll die Polizei mindestens drei der Festgenommenen eine Kontaktaufnahme zu ihren Anwälten verweigert haben. Andere sollten den Angaben zufolge gezwungen werden, von der Polizei diktierte Aussagen ins Mikrofon zu sprechen. "Die Rechte von Festgenommenen stehen nicht zur Disposition der Polizei. Sollten die Vorwürfe zutreffen, hat sie diese Rechte in grober Weise verletzt", erklärte die Linken-Innenexpertin Christiane Schneider. Nach Angaben der Polizei ist den Beschuldigten rechtliches Gehör angeboten worden.

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